Zigaretten und Alkohol
"Casablanca"-Parodie im Würzburger Theater Ensemble
Würzburg
Man nehme den Ton des Filmklassikers "Casablanca", lasse vier
Schauspieler in die verschiedenen Rollen schlüpfen und zu den Worten von
Rick, Ilsa und Co. die Lippen bewegen. Überdreht man dann noch Mimik und
Gestik, hat man eine Parodie.
Dieses Rezept funktioniert im Würzburger Theater Ensemble recht gut. Ein
paar Durchhänger gibt es zwar schon in der Inszenierung von Andreas
Büettner. Manchmal wird zu sehr nachgespielt und zu wenig parodiert. Aber
um 70 Minuten lang das Publikum zu unterhalten, reicht's. Büettner hat
den 102-Minuten Film ordentlich gekürzt.
Ein paar Stühle auf der Bühne deuten Rick's Café an oder den Flugplatz
oder die Kommandantur oder ein Auto. Eine deutsche Wehrmachts-Mütze macht
Marco Peter zum Nazi-Major Strasser, mit weißem Hut ist er dessen
Widersacher, der Widerstandskämpfer Laszlo. Esme Koslitz wird mit
schwarzer Perücke zur betrunkenen Yvonne (eine komödiantische
Glanzleistung), mit blondem Ersatzhaar zu Ilsa Lund. Sams Klavier
existiert nur als Pantomime, die von den drei Darstellern dieser Rolle
Wolfgang Stenglin am besten drauf hat. Der ist - dann mit Tschako - auch
ein wunderbar windiger französischer Kommandant.
Gerade die Beschränkung der Mittel und der Schauspieler sorgt für Spaß.
Marco Peter reißt sich den Hut vom Kopf, wechselt die Stellung, stülpt
sich die deutsche Kappe über, sprudelt sein Dialog-Teil als
Nazi-Offizier, Mütze runter, Hut auf, andere Stellung - wieder ist er
Laszlo - Text - Hut runter - Nazi - und so fort. Mit derartigen
Komik-Effekten hat auch Ken Campbells Farce "Frank und Stein" -
zwei Mann spielen den ganzen Frankenstein-Film - immer wieder Erfolg.
Michael Völkl spielt Rick Blaine. Er liefert eine brauchbare
Bogart-Karikatur: Was für ein cooler Mann, der nicht einmal beim Küssen
die Zigarette aus dem Mundwinkel nimmt! Wer mag, kann aus diesem
Theaterabend vielschichtige Erkenntnisse ziehen. Zum Beispiel, dass es
schon der Ausstrahlung von Humphrey Bogart und Ingrid Bergman bedurfte, um
eine Geschichte, die statt Charaktere Klischees benutzt, zum Filmklassiker
zu machen. Oder: Dass ein richtiger Kerl Alkohol und Zigaretten braucht
(und zwar in Mengen). Oder: Was vor 60 Jahren attraktiv wirkte, provoziert
heute bestenfalls ein Kichern (mit "Ich seh' dir in die Augen
Kleines" kann man anno 2001 keine Frau anmachen). Und wer nichts
lernen will, ist bei diesem "Casablanca"-Ulk auch richtig.
Ralph Heringlehner
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