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  01/05
 

Stich - tot!

Schwermütiger Woyzeck

Die Werkstattbühne Würzburg überzeugte durch eine klar strukturierte Inszenierung des Büchnerschen "Woyzeck". Franz Woyzeck ist nicht nur Versuchsobjekt des Doktors (glänzend, ganz Forscher, dargeboten von Dorothy Richter) oder Barbier des intriganten Hauptmanns (Wolfgang Stenglin vermittelt die schleichende Boshaftigkeit), er ist auch verzweifelter Geliebter Maries. Bei ihr wird er zum Mörder, kann Liebe und Eifersucht nicht lenken, verliert sich hilflos in der Suche nach Wahrheit, nach Unschuld und wird damit schuldig. Regisseur Manfred Plagens gelingt das Schwanken zwischen Realität und irrer Fiktion. Die Lichtregie (Markus Czygan) unterstreicht das sich enger ziehende Spinnennetz. Alexander Blühm versucht Woyzeck ruhig anzulegen, monoton. Er lässt die Frage offen, ob Woyzeck Philosoph ist, der an der geistigen Genialität zugrunde geht, oder ein langsam dem Wahnsinn Verfallender. Mehr innere Aufgewühltheit, körperlich und stimmlich umgesetzt, hätte der Figur gut getan. Dennoch vermittelt Blühm die kreatürliche Not des Woyzeck, die beim Betrachter eine gewisse Erschütterung zurücklässt. Ihm zur Seite Carolin Wörz als Marie, die sich im Laufe des Abends erfreulich steigert. Sie verbindet die beiden Seiten der Marie: die einerseits Franz liebende, unschuldig sein wollende Mutter seines Kindes, und andererseits das Hurendasein verinnerlichte Weib.

Hilflos beobachtet Woyzecks Kamerad und Freund Andres (sehr schön, die leise, verzweifelte Art, die Christoph Weidmanns der Figur verleiht). Dagegen lässt Tambourmajor Marc Deiterding die draufgängerische Süffisanz seiner Rolle vermissen. Allen weiteren Figuren des Abends würde etwas mehr Leben sowie Stimmausbildung nützen. Eine dennoch überzeugende Aufführung.

Angela Sey 

 

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