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  05.07.2021
Rentner-Rock: ausgelassene Heiterkeit im Rathaus-Ehrenhof

So viel gelacht wird am Rathaus selten. Das Theater Chambinzky sorgt mit seiner Inszenierung von Eric Gedeons musikalischer Farce "Ewig Jung" im Ehrenhof des Rathauses für ausgelassene Heiterkeit und heimst bei der Premiere zu Recht begeisterten Beifall der knapp 200 Zuschauer ein.
Das Chambinzky im Jahr 2055 ist zu einem Pflegeheim mutiert, in dem fünf Altstars des Ensembles in aller Gebrechlichkeit tapfer nach dem Motto leben: "Alt werden ist nichts für Feiglinge!" Zwischen Sessel, Sofa und Rollator (altersstimmiges Bühnenbild: Ulrike Schäfer und Andreas Zehnder) ertragen zwei Schauspielerinnen und drei Schauspieler die Beschwernisse, die steife Gelenke und krumme Rücken mit sich bringen. Doch ihre Sangesfreude ist ungebrochen und macht die Show zu einem außergewöhnlichen Erlebnis.

Es wird getanzt, gerangelt und gefummelt
Regisseur Hermann Drexler hält seine Akteure auf Trab, von Ruhestand keine Spur. Es wird getanzt, gerangelt und gefummelt wie in alten Zeiten. Lediglich das Tempo der Abläufe ist etwas reduziert – man ist ja keine Zwanzig mehr.

Lieder vom Krepieren und Verrecken
Durch den kurzfristigen, krankheitsbedingten Ausfall von Charlotte Penzel stand die Premiere auf der Kippe. Wäre da nicht Talia von Bezold meisterlich in die Rolle der betreuenden Schwester geschlüpft. Sie betüddelt die Alten mit kindlichen Fingerspielen und trägt ihnen mit voll tönender Singstimme beschauliche Lieder vom Krepieren und Verrecken vor.
Wenn sich die Wachperson zurückgezogen hat, geht die Ü-90-Partie richtig los und die SchauspielerInnen, die ihr "greises Alter Ego verkörpern", schwingen sich zu gesanglichen und gymnastischen Höchstleistungen auf. Dann donnert "I love Rock`n Roll" in den Hof, dient der Fuchspelz als Luftgitarre und Jürgen Keidels Saxophon gibt den Ton an. Jörg Ewert verliert seine Wortfindungsprobleme bei einem romantischen "Buona Sera, Signorina". Während der Joint die Runde macht, schwelgt man mehrstimmig im Sound von "Scarborough Fair".
Das Männertrio macht mutig auf "Easy Rider" und erntet Lachsalven für die urkomische Choreografie von "Born to be wild". Christina von Golitschek bringt als bumsfidele Frau von G. die erotischen Erinnerungen auf den Punkt und stellt auf Gloria Gaynors Spuren mit enormem Stimmeinsatz die Rentnerlosung vor: "I will survive"! In einem bewegenden Liebesduett schmelzen Anne Hansen und Andreas Neumann in Maffeys Dauerbrenner "Du, nur Du" dahin.
Alles Melodiöse wird getragen von Pianist Bernhard Kuffer, dem souveränen musikalischen Leiter. Ein unbeschwerter Theaterabend, Prädikat "systemrelevant".

REINHARD GLAAB

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