Chambinzky: Skurriles unterm Weihnachtsbaum
Alan Ayckbourns Komödie „Frohe
Feste“ bereitet dem Premierenpublikum im Chambinzky viel Spaß
Es kann nicht gut ausgehen, wenn sich drei
Ehepaare, die einander nicht grün sind, am Heiligen Abend treffen
und auf fröhliche Weihnachten machen. Und so bricht die
Festtagskatastrophe im voll besetzten Würzburger Theater Chambinzky
über das Premierenpublikum herein und bereitet einen Heidenspaß.
Alan Ayckbourns Weihnachtskomödie „Frohe Feste“ verrät schon im
englischen Originaltitel „Absurd Person Singular“, dass mit
Albernheit und sonderbaren Personen zu rechnen ist. Hermann Drexlers
Regie gibt dieser Idee breiten Raum und formt sechs Typen, deren
individuelle Spleens für unentwegte Heiterkeit sorgen. Dabei fehlt
es dem närrischen Stück nicht an ernsten, fast tragischen Momenten,
die sich nach bester britischer Lustspiel-Tradition in bitterem
Humor und somit in Lachen auflösen.
Drei Paare treffen an
drei Weihnachtsabenden – voriges, dieses und nächstes Jahr –
aufeinander, um sich und den anderen ein denkwürdiges Fest zu
bereiten. Angesagt ist Kitchen-Christmast: Man säuft, kichert und
streitet in der Küche der jeweiligen Gastgeber. Die Hopcrofts sind
zuerst dran. Jane (Christina von Golitschek) fegt als aufgekratzter
Putzteufel durch den Raum und nervt mit ihrem Sauberkeitsfimmel.
Sidney (Joachim Vogt) beschwichtigt mit aufgesetzter Ruhe und
schalen Witzchen, die sein Weib vor den Vorhang treiben. Mit einer
stimmgewaltigen Version von Gloria Gaynors Hit „I will survive“
macht sie im Zuschauerraum Furore.
In diesem Jahr läuft es
bei den Jacksons weihnachtlich unrund. Hubertus Grehn gefällt als
selbstsüchtiger Weiberheld, der bei seiner Frau um Verständnis für
seine Eskapaden buhlt und das arme Hascherl mit seinem
Gar-nicht-so-schlimm-Monolog einlullt. Eva (Anne Hansen) bleibt
während dieses Festaktes stumm. Sie signalisiert ihren desaströsen
Zustand mit lethargischer Leidensmiene und selbstzerstörerischen
Attacken bravourös. Im sich steigernden Chaos setzen sich die
überspannten Gäste mit irren Einfällen und konfusem Aktionismus
tatsächlich unter Strom
Eine frostige Feieratmosphäre
herrscht im nächsten Jahr bei den Brewster-Wrights. Wolfgang
Stenglin schwindelt sich als etwas tollpatschiger Frauenrätsler die
eigene Wunschwelt zurecht, während seine Marion (Talia von Bezold),
mal hüftschwingend, mal jämmerlich gerne am Gin und auch an anderen
Männern hängt. Höchst beeindruckend verändern die sechs Akteure im
turbulenten Verlauf dieser weihnachtlichen Farce ihre Charaktere.
Als Einstimmung auf das „drohende“ Freudenfest bestens geeignet!
Regina
Vossenkaul |