WÜRZBURG Alten Männern den
bärbeißigen Sturheits-Zahn zu ziehen gehört zu den
großen Themen auf den Bühnen der Welt. Man denke nur
an Ebenezer Scrooge oder Lord Fauntleroy. Da lässt
sich noch einer draufsetzen dachte sich wohl Ivan
Calbérac und schuf für seine Komödie „Die Studentin
und Monsieur Henri“ einen wahrhaft in der Wolle
gefärbten Grantler, jetzt zu bestaunen im Würzburger
Theater Chambinzky.
Der grummelnde Witwer Henri
(Wolfgang Stenglin) hat es sich in seinem
menschenfeindlichen Leben gut eingerichtet. Blöd
nur, dass Sohn Paul (Sebastian Schubert-Legner) dem
angegriffenen Gesundheitszustand des Vaters nicht
mehr so recht traut. Kurzerhand versucht er, Henri
eine Untermieterin für ein leer stehendes Zimmer
seiner Wohnung unterzujubeln. Als sich die junge,
lebhafte Constance (Angelina Gerhardt) daraufhin bei
ihm einmietet, lässt der alte Grantler nichts
unversucht, die quirlige Studentin wieder
loszuwerden, bis ihm die Idee kommt, Constance
flirttechnisch auf Paul anzusetzen, um sich die ihm
unerträgliche Schwiegertochter Valérie (Jasmin
Pfeifer) vom Hals zu schaffen. Daraus entsteht
schnell, ein für alle Beteiligten durchaus
verwirrendes Gefühlswirrwarr...
Regisseur
Manfred Plagens sorgt mit seiner Umsetzung von „Die
Studentin und Monsieur Henri“ für behagliche,
sympathische Komödienstimmung. Türen öffnen sich im
richtigen Moment, eingängige Musik untermalt das
muntere Bühnengeschehen, die klugen, schlagfertigen
Dialoge sitzen.
Dass dabei manchmal Esprit und
Leichtigkeit ein wenig ins Hintertreffen geraten,
mag an Calbéracs holzschnittartiger Vorgehensweise
in Sachen Figurengestaltung und Story-Entwicklung
liegen. Den Darstellern gelingt es dennoch bestens,
den plakativ gestrickten Figuren eine eigene,
glaubwürdige Note zu verleihen. Wolfgang Stenglin
grummelt sich als grantelnder Bärbeiß Henri herzig
durchs Geschehen, Sebastian Schubert-Legner bietet
als überforderter Sohn Paul dem verwirrenden
Ränkespiel wacker Paroli. Jasmin Pfeifer überzeugt
als kreuzkomisches, nur scheinbar hohles Blondchen
Valérie restlos. Und Angelina Gerhardt verleiht der
jungen Constance Aufrichtigkeit, Sympathie und,
allen Komödien-Widrigkeiten zum Trotz, viel
Lebensfreude.