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  10/2009
 

Nackter Wahnsinn

Das Chambinzky Würzburg macht das, was es am besten kann: Komödien!

Es ist "Der nackte Wahnsinn". was vor und hinter den Kulissen beim Theater passiert. Im "Chambinzky" hat nun Regisseur Johannes Friesenegger die "Komödie über die Komödie" von Michael Frayn noch mit eigenen Zutaten verschärft. Auch wenn Theater-Insider über das Gesehene nicht immer lachen konnten, konnte sich das Publikum herrlich darüber amüsieren und feierte die Premiere.

Die Handlung ist schwierig zu erzählen: Es geht um den 1. Akt eines Boulevardstücks, das der (unbeteiligte) Zuschauer zuerst in der Generalprobe erlebt, dann bei einer Nachmittagsvorstellung für Rentner, von hinten, hinter den Kulissen und schließlich bei der letzten Aufführung nach der Tournee. Da ist das totale Chaos ausgebrochen. Es endet mit drei Einbrechern, nicht funktionierenden Stichworten und einer Handlung ohne jeden Sinn.

In der Boulevardkomödie geht es um ein Haus mit vielen Türen, in dem sich die Haushälterin allein wähnt, fernsehen und dabei Sardinen verzehren will. Da aber schneit ein Makler samt Geliebter herein, weil er das Haus leer glaubt. Unerwartet erscheint auch noch der Hausherr samt Frau, offiziell in Spanien, weil auf der Flucht vor der Steuer. Alle Beteiligten sehen sich zuerst nicht, nehmen aber Spuren der anderen wahr. So schaukelt sich alles immer mehr hoch. Schon bei der Generalprobe dieses Stücks geht alles schief. Der Regisseur schreit, Sardinen verschwinden, tauchen wieder auf, ebenso ein Kleid und Kontaktlinsen, ein Darsteller verspätet sich - alkoholisiert? - , bis dann ein Scheich erscheint. Bei der Nachmittagsvorstellung ist der Krieg ausgebrochen, jeder mit jedem zerstritten, und bei der letzten Aufführung fliegen Sardinen durch die Luft und jeder Sinn ist abhanden gekommen.

Abgesehen von dem etwas übertriebenen Schluss war „Der nackte Wahnsinn" ein einziger Spaß. auch für die Darsteller. Talia von Bezold war als trocken fränkelndes Dienstmädchen mit Lockenwicklern herrlich komisch, Hubertus Grehn spielte als Roger nur den „Coolen“, rastete aber oft aus. Seine Eroberung „Vicky", dargestellt von der treudoofen Mia, Christina von Gollitschek, war nur mit sich und ihren Kontaktlinsen beschäftigt. Siegfried Krockert als Freddy bzw. Philip Brent ging ganz auf in der Rolle des sensiblen Alternativen mit ständigem Nasenbluten; seine Theater-Ehefrau Flavia, Monika Schiefer, war unglaublich umtriebig, als Belinda überforderte sie sich fast in der Sorge um ihre Kollegen. Norbert Straub, als Schauspieler stets auf der Suche nach Alkohol, sächselte wunderbar als Einbrecher. Valentina Beyer gab die naive Assistentin Poppy bedauernswert bemüht, und Philipp Roswora den ungelenken Praktikanten Tim so ungeschickt wie möglich. Eine Glanzrolle für Wolfgang Stenglin: Regisseur Lloyd, der anfangs das Bühnengeschehen vom Zuschauerraum aus noch einigermaßen beherrscht, später aber von den Ereignissen völlig überrollt wird.

Renate Freyeisen 

 

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