Gelassene Oldies treffen auf gestresstes Studi-Trio
Turbulenter Nachbarschaftszwist auf der Chambinzky-Bühne in der Komödie
„Wir sind die Neuen“
Dicke Wände und ihre Welt wäre in Ordnung. Ziehen aber ältere Leute in
ein hellhöriges Haus, deren Vorstellungen, Lebensstil und -ziel konträr zu
denen der erheblich jüngeren Nachbarn sind, gibt`s fast unweigerlich
Knatsch. Um einen solchen Zusammenprall dreht sich die Komödie „Wir sind
die Neuen“ nach dem gleichnamigen Film von Ralf Westhoff. Sie ist seit dem
Osterwochenende im Theater Chambinzky zu sehen, Regie führt Cornelia
Wagner. Das Besondere an dem Stück: Amüsant mit Klischees spielend,
dreht es den herkömmliche Generationenkonflikt um. Auf der einen Seite die
etwas chaotische, unternehmungsfreudige Oldie-WG, auf der anderen, die mit
den erschreckend spießigen, ganz aufs Studium konzentrierten Studies, die
mit dem Trio auf der selben Etage wohnen. Warum eigentlich nicht? Die
„Neuen“ Anne (Dagmar Münzel), Eddi (Gerd Eickelpasch) und Johannes
(Wolfgang Stenglin) kennen sich, seit sie während ihres Studiums in einer
WG gewohnt haben, und ziehen jetzt im Rentenalter wieder zusammen. So
unterschiedlich ihre Gründe dafür sind – Geldprobleme, zerbrochene
Familie, verpasste Chancen -, die guten alten Zeiten wollen sie wieder
aufleben lassen. Wie früher wird ihr Mobiliar zusammengewürfelt, wie
früher wollen sie am Küchentisch herumsitzen, Wein trinken, feiern. Und
eine freundliche Beziehung zu den Nachbarn aufbauen. Doch Katharina (Adeliya
Sagitova), Barbara (Victoria Schlier) und Thorsten (Maximilian Reger) sind
von ganz anderem Schlag: meist vor dem Computer sitzend, ruhig (ihre
wenigen Gespräche in der aufgeräumten, modernen Wohnküche sind für die
Zuschauer in der ersten Hälfte des Stücks nicht hörbar); spießig
(Straßenschuhe werden ausgezogen, das angebotene „Du“ eher widerwillig
angenommen). Äußerst reserviert machen sie den jungen Rentnern
unmissverständlich klar: Wir pochen auf (Haus-)Ordnung, sind mitten im
Examensstress, äußerst empfindlich gegen jede Ruhestörung und haben
absolut „keine Kapazitäten“ für Altenpflege, Computerservice und
Apothekengänge. „Damit keine falschen Erwartungen geweckt werden: Wir
können euch nicht helfen.“ Mit solchen Nachbarn will man freilich nix
zu tun haben. Doch was tun Anne, Eddi und Johannes, trotz der noch immer
durchdringenden „Ruhe“-Forderungen aus der anderen Wohnung, als sie
merken, dass die Studis nicht zurechtkommen? Das zeigt der zweite Teil der
Komödie, in dem dann auch die Studie-Darsteller ihre Spielfreude beweisen
können.
Sabine Dähn-Siegel
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