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  26.04.2025

Gelassene Oldies treffen auf gestresstes Studi-Trio
Turbulenter Nachbarschaftszwist auf der Chambinzky-Bühne in der Komödie „Wir sind die Neuen“

Dicke Wände und ihre Welt wäre in Ordnung. Ziehen aber ältere Leute in ein hellhöriges Haus, deren Vorstellungen, Lebensstil und -ziel konträr zu denen der erheblich jüngeren Nachbarn sind, gibt`s fast unweigerlich Knatsch. Um einen solchen Zusammenprall dreht sich die Komödie „Wir sind die Neuen“ nach dem gleichnamigen Film von Ralf Westhoff. Sie ist seit dem Osterwochenende im Theater Chambinzky zu sehen, Regie führt Cornelia Wagner.
Das Besondere an dem Stück: Amüsant mit Klischees spielend, dreht es den herkömmliche Generationenkonflikt um. Auf der einen Seite die etwas chaotische, unternehmungsfreudige Oldie-WG, auf der anderen, die mit den erschreckend spießigen, ganz aufs Studium konzentrierten Studies, die mit dem Trio auf der selben Etage wohnen.
Warum eigentlich nicht? Die „Neuen“ Anne (Dagmar Münzel), Eddi (Gerd Eickelpasch) und Johannes (Wolfgang Stenglin) kennen sich, seit sie während ihres Studiums in einer WG gewohnt haben, und ziehen jetzt im Rentenalter wieder zusammen. So unterschiedlich ihre Gründe dafür sind – Geldprobleme, zerbrochene Familie, verpasste Chancen -, die guten alten Zeiten wollen sie wieder aufleben lassen.
Wie früher wird ihr Mobiliar zusammengewürfelt, wie früher wollen sie am Küchentisch herumsitzen, Wein trinken, feiern. Und eine freundliche Beziehung zu den Nachbarn aufbauen. Doch Katharina (Adeliya Sagitova), Barbara (Victoria Schlier) und Thorsten (Maximilian Reger) sind von ganz anderem Schlag: meist vor dem Computer sitzend, ruhig (ihre wenigen Gespräche in der aufgeräumten, modernen Wohnküche sind für die Zuschauer in der ersten Hälfte des Stücks nicht hörbar); spießig (Straßenschuhe werden ausgezogen, das angebotene „Du“ eher widerwillig angenommen).
Äußerst reserviert machen sie den jungen Rentnern unmissverständlich klar: Wir pochen auf (Haus-)Ordnung, sind mitten im Examensstress, äußerst empfindlich gegen jede Ruhestörung und haben absolut „keine Kapazitäten“ für Altenpflege, Computerservice und Apothekengänge. „Damit keine falschen Erwartungen geweckt werden: Wir können euch nicht helfen.“
Mit solchen Nachbarn will man freilich nix zu tun haben. Doch was tun Anne, Eddi und Johannes, trotz der noch immer durchdringenden „Ruhe“-Forderungen aus der anderen Wohnung, als sie merken, dass die Studis nicht zurechtkommen? Das zeigt der zweite Teil der Komödie, in dem dann auch die Studie-Darsteller ihre Spielfreude beweisen können.

Sabine Dähn-Siegel

 

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