Metamorphose der Ehefrau
Die Zierpflanze feierte Premiere im Würzburger Theater
Chambinzky Immer wieder überrascht das Theater
Chambinzky mit Komödien, die es in sich haben. Diesmal ist es „Die
Zierpflanze“: ein Boulevardstück des Autorenduos Pierre Barrilet und
Jean-Pierre Credy, das 2010 unter dem Titel "Das Schmuckstück" mit
Catherine Deneuve und Gerard Depardieu in die Kinos kam. Es geht um
eine in die Jahre gekommene Ehe, um soziale Verhältnisse und
Raffinesse und Klugheit einer Frau und ist unter der zügigen Regie
von Cornelia Wagner, die jede Situationskomik perfekt aufgreift,
damals wie heute hoch aktuell. Die Pujols sind Eltern eines Sohnes
(Luca Brandes) und einer Tochter (Hannah Kirzeder) und besitzen eine
Regenschirmfabrik. Während Robert Pujol seine Ehefrau, als "Hündin,
Verräterin, Luder" beschimpft, stellt sie lächelnd fest, dass er und
sie sich für ein altes Ehepaar noch erstaunlich viel zu sagen haben.
In ihrer nach Geschmack der Fünfziger (Bühne: detailverliebt und
wunderbar gestaltet: Bühne von Niklas Mark) eingerichteten Villa
übersteht das Paar dank der Geduld der Ehefrau Tag für Tag. Doch
eines Tages stellt sich das gewohnte Leben langsam aber
unausweichlich auf den Kopf. Wolfgang Stenglin spielt die Rolle des
Robert Punjol bis ins Kleinste aus. Unvergleichlich komisch grantelt,
knurrt und schimpft er sich durch Ehe und Fabrik, bis sein Herz und
seine Arbeiter rebellieren. Ehefrau Suzanne gibt zunächst die Rolle
der Zierpflanze, die nur unnütz im Eck steht. Doch dann blüht sie
auf. Dagmar Schmauß weiß diese Metamorphose perfekt darzustellen,
zeigt in ihrer Darstellung unverdrossen weibliche Intuition,
Engagement und Sachverstand. Claudia Tjong als Sekretärin Nadege und
Uwe Bergfelder als Abgeordneter ergänzen das spielfreudige Team.
umm |