"Die Zierpflanze“ hatte im Würzburger
Theater Chambinzky Premiere – Passend zum Weltfrauentag
Joggen, Gedichte schreiben, sich um die Enkel
kümmern – das sind die Lebensinhalte von Suzanne
Pujol (Dagmar Schmauß). Ihrem Ehemann Robert
(Wolfgang Stenglin) ist das ganz recht. So kann er
sich in Ruhe um die familieneigene Regenschirmfabrik
kümmern und nebenbei heimlich die Nächte mit
Sekretärin Nadege (Claudia Tjong) verbringen. Als
Vorzeige-Ehefrau macht Suzanne gute Miene zum bösen
Spiel. Sie gibt sich grenzenlos naiv und lässt ihrem
Ehemann eine Respektlosigkeit nach der anderen
durchgehen.
„Die Zierpflanze“ hat am Donnerstag
Premiere im Theater Chambinzky gefeiert. Die Komödie
spielt im quietschbunten 70er-Jahre-Setting –
Mustertapete und Drehscheibentelefon inklusive – und
ist doch aktuell. Die Streitereien zwischen Suzanne
und Robert, mit Vorwurfstonfall von ihr und
genervter Reaktion von ihm, dürften manchem lang
verheirateten Paar bekannt vorkommen. Besonders
Wolfgang Stenglin spielt den miesepetrigen Ehemann
mit Pascha-Allüren herrlich authentisch. Suzanne ist
irgendwann nur noch hilflos. „Ich möchte nie so
enden wie du“, wirft ihr Tochter Joelle, die selber
schon Ehefrau und Mutter ist, an den Kopf. Einzig
Sohn Laurent hält fest zu seiner „Maman“. Der
glühende Intellektuelle hat einfach gar keine
Gemeinsamkeiten mit seinem pragmatischen Vater.
Als die Arbeiter der Regenschirmfirma streiken,
kommt Suzannes große Stunde. Sie übernimmt das
Kommando und zeigt einmal mehr, dass Frauen die
besseren Krisenmanager sind. Unter ihrer Führung
kommt die Produktion wieder auf Kurs. Und nicht nur
mit unternehmerischem Geschick überrascht sie ihren
Robert. Einige pikante Enthüllungen lassen den
machohaften Schwerenöter innerhalb von Minuten zum
eifersüchtigen Ehemann werden. Dazu trägt auch der
kommunistische Abgeordnete Maurice Babin (Uwe
Bergfelder) bei, der sich als heimlicher Verehrer
Suzannes entpuppt.
Passend zum Weltfrauentag am
8. März zeigt Regisseurin Cornelia Wagner mit dieser
Komödie, dass Feminismus durchaus Humor haben kann.
Die Verwandlung der allseits belächelten Hausfrau
zur souveränen Führungsperson ist mit vielen
spaßigen Spitzen gespickt. Die Rolle der Chefin ist
sehr elegant und weiblich interpretiert. Da muss
Suzannes Ansprache an die Belegschaft auch schon mal
ein paar Minuten warten, so lange die Frisur noch
nicht sitzt.
Der Stoff hat Unterhaltungswert und
taugt sogar zum ganz großen Kino. 2010 wurde die
Geschichte unter dem Namen „Das Schmuckstück“ mit
Catherine Deneuve und Gérard Depardieu erfolgreich
verfilmt.