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  01/2011

Theater auf der Werkstattbühne

Diesmal Shakespeares „Die Lustigen Weiber von Windsor“

Sir John Falstaff hat nicht mehr viel zu lachen, seid die beiden Damen Ford und Page sein billiges Spiel durchschaut haben – beide erhielten von ihm vollkommen identische Liebesbriefe und beschließen nun, sich an Falstaff zu rächen. Zur Seite stehen ihnen dabei die gewitzte Wirtin aus Falstaffs Lieblingsschänke und ein beflissenes Dienstmädchen, das aus dem ganzen Trubel auch noch eigenen Profit zu ziehen weiß.

Doch damit nicht genug, es gibt noch einen weiteren Handlungsstrang: die kleine Anne Page sieht sich vor drei verschiedene Liebhaber gestellt, die sie umwerben und ihre Meinung stimmt auch leider nicht mit der ihrer Eltern überein. Kann sie letztendlich den mittellosen Fenton als Ehemann gewinnen?

Die Motive sind keine neuen, typisch Shakespeare eben: Liebe, List, Eifersucht, Geliebtseinwollen, Schadenfreude…und wie so oft durchschauen die einfachen Diener und das Gesindel das Spiel zuerst, Liebespaare, die zusammen gehören, finden sich natürlich auch und die Männer bleiben letztendlich die Gehörnten, an der Nase herumgeführt von ihren pfiffigen Gattinnen. Wieso dann überhaupt noch anschauen?

Eben weil es so viel Spaß macht, bei diesem Reigen zuzusehen und weil das stimmige Ensemble der Werkstattbühne einhellig die Spielfreude in den Publikumsraum hinüberwandern lässt. Das „Weiberduo“ Dagmar Schmauß und Ulla Seebode spielt sich wunderbar die Bälle zu und ihr Gelächter scheint mehr als nur gespielt zu sein, wenn sie wieder einmal Wolfgang Stenglin als Falstaff, ausgestattet mit hübscher Perücke und stets vergeblich bemüht, sich aus dem Schlamassel zu retten, in die Irre führen. Doch auch die Nebenfiguren brillieren, wie etwa Christof Stein als Simpel, Tobias Illing als herrlich affektierter französischer Doktor oder Stephan Ladnar, der dem walisischen Pfarrer überzeugend Leben einhaucht. Auch Maria Papadimitrou in der Rolle des Dienstmädchens oder Cornelia Wagner als hübsch burlesk gekleidete Wirtin verleihen dem Schabernack ein sympathisches Gesicht.

Der Truppe ist ein buntes Verwirrspiel gelungen, in dem sich alle miteinander verstricken, mitmischen, profitieren oder leer ausgehen und am Ende löst sich doch alles zum Guten. Shakespeare funktioniert auch dieses Mal – sogar in einem kleinen engen Keller mit bescheidenem Bühnenbild und wenig Requisiten. Die sind auch gar nicht nötig, denn die Figuren nehmen sich den Platz, der noch da ist und das mit vollem Recht.

Christian Steinberger

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