WÜRZBURG Es könnte, nein es soll das Konzert des
Jahres werden: drei Tenöre, Stars ihres Faches,
im Olympiastadion in Paris. Problem dabei: Die Herren
haben so ihre Eigenheiten, Starallüren, ausgeprägte
Selbstzweifel, sind streitbar, lebenslustig und vor
allem liebestoll. Alles Klischees? Möglich. Gewiss
aber solche, um die der amerikanische Autor Ken
Ludwig so unterhaltsame Komödien schrieb wie „Das
Geheimnis der drei Tenöre“, mit der das Theater
Chambinzky seinen Premierenreigen im alten Jahr
beschloss. Anders als vielleicht vermutet, stehen im
Mittelpunkt des Stückes nicht die Opernstars, deren
gemeinsamer Auftritt anlässlich der
Fußballweltmeisterschaft 1990 in Rom legendär wurde.
Ludwig platziert die Handlung mit fiktiven Personen
– und im Stück erwähnten bereits verstorbenen realen
– in das Jahr 1937, Schauplatz des Geschehens ist
eine Hotelsuite. Dort erwarten der Konzertmanager
Henry Saunders (barsch, patriarchalisch,
erfolgsorientiert gespielt von Oskar Vogel) und sein
Assistent, zugleich Schwiegersohn und angehender
Tenor Max (sympathisch, loyal: Michael Schwemmer)
den italienischen Superstar Tito Merelli (so geplagt
wie plagend für seine Umgebung: Wolfgang Stenglin)
und dessen Ehefrau Maria (heißblütig, impulsiv:
Cornelia Wagner).
Zu diesen Ken-Ludwig-Fans aus
der Vorgängerkomödie „Otello darf nicht platzen“
bekannten Personen gesellen sich das
Merelli-Töchterchen Mimi (Adeliya Sagitova), das
sich in den neuen, aufstrebenden Tenor Carlo Nucci
(charmant: Jan Boxberger) verliebt hat, und die
russische Diva Tatiana (Michelle Neise).
Schlussendlich taucht zudem noch ein Hotelboy namens
Beppo auf, der Tito wie aus dem Gesicht geschnitten
ähnelt (auch in dieser Rolle: Wolfgang Stenglin).
Der entpuppt sich zwar als Nervensäge, kommt immer
wieder ins Schwadronieren und spricht wie seine
italienischen Landsleute ein sonderbares
Kauderwelsch. Aber der Mann kann singen – und kommt
dem Konzertmanager wie gerufen, als der Auftritt der
drei Tenöre zu platzen droht …
Denn natürlich –
und boulevardkomödiengemäß - gerät das Leben der
Akteure durch Eifersucht und Eitelkeit,
Verwechslungen und Missverständnisse aus den Fugen –
und kommt zum Schluss wieder ins Lot. Wen stört‘s
schon, dass die Handlung voraussagbar bleibt, dass
die Tenöre nicht höchstselbst das Trinklied aus „La
Traviata“ schmettern, wenn immer wieder
Brückenschläge zur wirklichen Oper eingebaut sind,
die temporeiche Inszenierung von Gwendolyn von
Ambesser zwei vergnügliche Stunden wie im Flug
vergehen lassen? Das Premierenpublikum jedenfalls
spendete lebhaften Applaus.