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  2.1.2018

Komplikationen vor demKonzert des Jahres

Amüsante Premiere von „Das Geheimnis der drei Tenöre“ im Theater Chambinzky

WÜRZBURG Es könnte, nein es soll das Konzert des Jahres werden: drei Tenöre, Stars ihres Faches, im Olympiastadion in Paris. Problem dabei: Die Herren haben so ihre Eigenheiten, Starallüren, ausgeprägte Selbstzweifel, sind streitbar, lebenslustig und vor allem liebestoll. Alles Klischees? Möglich. Gewiss aber solche, um die der amerikanische Autor Ken Ludwig so unterhaltsame Komödien schrieb wie „Das Geheimnis der drei Tenöre“, mit der das Theater Chambinzky seinen Premierenreigen im alten Jahr beschloss. Anders als vielleicht vermutet, stehen im Mittelpunkt des Stückes nicht die Opernstars, deren gemeinsamer Auftritt anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 1990 in Rom legendär wurde. Ludwig platziert die Handlung mit fiktiven Personen – und im Stück erwähnten bereits verstorbenen realen – in das Jahr 1937, Schauplatz des Geschehens ist eine Hotelsuite. Dort erwarten der Konzertmanager Henry Saunders (barsch, patriarchalisch, erfolgsorientiert gespielt von Oskar Vogel) und sein Assistent, zugleich Schwiegersohn und angehender Tenor Max (sympathisch, loyal: Michael Schwemmer) den italienischen Superstar Tito Merelli (so geplagt wie plagend für seine Umgebung: Wolfgang Stenglin) und dessen Ehefrau Maria (heißblütig, impulsiv: Cornelia Wagner).
Zu diesen Ken-Ludwig-Fans aus der Vorgängerkomödie „Otello darf nicht platzen“ bekannten Personen gesellen sich das Merelli-Töchterchen Mimi (Adeliya Sagitova), das sich in den neuen, aufstrebenden Tenor Carlo Nucci (charmant: Jan Boxberger) verliebt hat, und die russische Diva Tatiana (Michelle Neise). Schlussendlich taucht zudem noch ein Hotelboy namens Beppo auf, der Tito wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt (auch in dieser Rolle: Wolfgang Stenglin). Der entpuppt sich zwar als Nervensäge, kommt immer wieder ins Schwadronieren und spricht wie seine italienischen Landsleute ein sonderbares Kauderwelsch. Aber der Mann kann singen – und kommt dem Konzertmanager wie gerufen, als der Auftritt der drei Tenöre zu platzen droht …
Denn natürlich – und boulevardkomödiengemäß - gerät das Leben der Akteure durch Eifersucht und Eitelkeit, Verwechslungen und Missverständnisse aus den Fugen – und kommt zum Schluss wieder ins Lot. Wen stört‘s schon, dass die Handlung voraussagbar bleibt, dass die Tenöre nicht höchstselbst das Trinklied aus „La Traviata“ schmettern, wenn immer wieder Brückenschläge zur wirklichen Oper eingebaut sind, die temporeiche Inszenierung von Gwendolyn von Ambesser zwei vergnügliche Stunden wie im Flug vergehen lassen? Das Premierenpublikum jedenfalls spendete lebhaften Applaus.

SABINE DÄHN-SIEGEL

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