Chambinzky zeigt: Eine
Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens – schafft
Ekel Scrooge den Wandel?
Vorweihnachtszeit im Jahre 1842 in London. Der
geizige Unternehmer Scrooge, der seine Angestellten
kurz hält und für seine Mitmenschen nichts übrig
hat, sieht dem bevorstehenden Weihnachtsfest
zwiegespalten entgegen: Einerseits bringt ihm diese
Zeit als Geldverleiher viel neue Kundschaft, da sich
zahlreiche Menschen finanziell übernehmen, um
Geschenke für ihre Liebsten zu kaufen, andererseits
ist ihm dieses besinnliche Fest zuwider.
Miro
Nieselt überzeugt im Theater Chambinzky in seiner
Rolle als Ekel Scrooge. Griesgrämig und mürrisch
sitzt er in seinem Geschäft und lässt seine devoten
Angestellten für sich schuften – bei schwachem Licht
in einem unbeheizten Raum. Auf die Bitte eines
Angestellten, doch ein bisschen einzuheizen reagiert
er genervt: "Arbeiten Sie schneller, dann wird Ihnen
warm!" Er verweist dabei auf die hohen Ölpreise, was
beim Publikum in der aktuellen Energiekrise für
Schmunzeln sorgt.
Aktuelle Anspielungen
ziehen sich durch das gesamte Stück, beispielsweise
wenn Scrooge einem Spendensammler erklärt, dass,
wenn die Ärmsten einfach verhungerten, die
Gesellschaft wieder groß werden könnte: "Yes, we can!",
zitiert er Donald Trump, den das England des 19.
Jahrhunderts noch nicht kannte.
Themen sind auch heute noch aktuell
Immer wieder wird so der Bogen in die heutige Zeit
geschlagen, in der die Themen, die Charles Dickens
Geschichte anspricht, immer noch aktuell sind. Auch
Videoeinspieler verleihen der Inszenierung einen
modernen Touch, während das Bühnenbild die
Zuschauenden ins vorweihnachtliche England des
19. Jahrhunderts versetzt.
Für Scrooge wird
dieses Weihnachtsfest ein besonderes: Am Vorabend
des Fests wird er vom Geist seines vor sieben Jahren
verstorbenen Geschäftspartners heimgesucht. Dieser
zeigt ihm auf, wo sein Leben enden wird, wenn er so
weitermacht wie bisher: Ein Leben an Ketten bis in
alle Ewigkeit. Das Auftauchen des Geistes quittiert
Scrooge zunächst mit einem Wortwitz: "Jetzt wird es
wirklich geistreich." Er bekommt es schlussendlich
jedoch mit der Angst als ihn die von seinem
verstorbenen Partner angekündigten drei Geister
heimsuchen. Der erste zeigt ihm die Schatten seiner
Vergangenheit, der zweite die Fehler seines
aktuellen Lebensstils und der dritte sein
bevorstehendes Ende. Im Angesicht des Todes begreift
er die verheerenden Folgen seines Handels – für sich
und seine Mitmenschen – und beschließt, ein besserer
Menschen zu werden. Doch wird er sein Schicksal noch
abwenden können?
Die Weihnachtsgeschichte
nach Charles Dickens wird als Gute-Nacht-Geschichte
für Erwachsene präsentiert. Für jüngere Kinder ist
die Inszenierung nicht unbedingt geeignet, für
Erwachsene eine Geschichte zum Schmunzeln und
Wohlfühlen für einen gemütlichen Abend in der
Vorweihnachtszeit.