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  22.11.2022
Chambinzky zeigt: Eine Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens – schafft Ekel Scrooge den Wandel?

Vorweihnachtszeit im Jahre 1842 in London. Der geizige Unternehmer Scrooge, der seine Angestellten kurz hält und für seine Mitmenschen nichts übrig hat, sieht dem bevorstehenden Weihnachtsfest zwiegespalten entgegen: Einerseits bringt ihm diese Zeit als Geldverleiher viel neue Kundschaft, da sich zahlreiche Menschen finanziell übernehmen, um Geschenke für ihre Liebsten zu kaufen, andererseits ist ihm dieses besinnliche Fest zuwider.

Miro Nieselt überzeugt im Theater Chambinzky in seiner Rolle als Ekel Scrooge. Griesgrämig und mürrisch sitzt er in seinem Geschäft und lässt seine devoten Angestellten für sich schuften – bei schwachem Licht in einem unbeheizten Raum. Auf die Bitte eines Angestellten, doch ein bisschen einzuheizen reagiert er genervt: "Arbeiten Sie schneller, dann wird Ihnen warm!" Er verweist dabei auf die hohen Ölpreise, was beim Publikum in der aktuellen Energiekrise für Schmunzeln sorgt.

Aktuelle Anspielungen ziehen sich durch das gesamte Stück, beispielsweise wenn Scrooge einem Spendensammler erklärt, dass, wenn die Ärmsten einfach verhungerten, die Gesellschaft wieder groß werden könnte: "Yes, we can!", zitiert er Donald Trump, den das England des 19. Jahrhunderts noch nicht kannte.

Themen sind auch heute noch aktuell
Immer wieder wird so der Bogen in die heutige Zeit geschlagen, in der die Themen, die Charles Dickens Geschichte anspricht, immer noch aktuell sind. Auch Videoeinspieler verleihen der Inszenierung einen modernen Touch, während das Bühnenbild die Zuschauenden ins vorweihnachtliche England des 19. Jahrhunderts versetzt.

Für Scrooge wird dieses Weihnachtsfest ein besonderes: Am Vorabend des Fests wird er vom Geist seines vor sieben Jahren verstorbenen Geschäftspartners heimgesucht. Dieser zeigt ihm auf, wo sein Leben enden wird, wenn er so weitermacht wie bisher: Ein Leben an Ketten bis in alle Ewigkeit. Das Auftauchen des Geistes quittiert Scrooge zunächst mit einem Wortwitz: "Jetzt wird es wirklich geistreich." Er bekommt es schlussendlich jedoch mit der Angst als ihn die von seinem verstorbenen Partner angekündigten drei Geister heimsuchen. Der erste zeigt ihm die Schatten seiner Vergangenheit, der zweite die Fehler seines aktuellen Lebensstils und der dritte sein bevorstehendes Ende. Im Angesicht des Todes begreift er die verheerenden Folgen seines Handels – für sich und seine Mitmenschen – und beschließt, ein besserer Menschen zu werden. Doch wird er sein Schicksal noch abwenden können?

Die Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens wird als Gute-Nacht-Geschichte für Erwachsene präsentiert. Für jüngere Kinder ist die Inszenierung nicht unbedingt geeignet, für Erwachsene eine Geschichte zum Schmunzeln und Wohlfühlen für einen gemütlichen Abend in der Vorweihnachtszeit.
KATHARINA MUTH

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