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  12.12.2007

Erpressung und Intrigen

„Ein idealer Ehemann“ als lustvoller Gesprächsreigen in der Werkstattbühne

Nach der Uraufführung von „Ein idealer Ehemann“ am 3. Januar 1895 im Londoner Haymarket Theatre gratulierte der Prinz of Wales, der spätere König Edward VII., dem Autor persönlich zu seinem Stück. Besonders die geistreich-witzigen Dialoge hatten es dem Prinzen angetan, und sie sind es auch, die bis heute das Theaterpublikum begeistern und verzücken. 

So auch in der Würzburger Werkstattbühne, wo Regisseur Manfred Plagens in seiner Inszenierung die zeitlose Qualität von Oscar Wildes zweiter Salonkomödie unter Beweis stellt. Tempo, Exaktheit bei den Auf- und Abtritten und vor allem schnelles und perfektes Sprechen sind die Anforderungen, die das Meisterwerk verlangt.

Blitzschnell legt das zehnköpfige Ensemble die anfängliche Nervosität ab und steigert sich in einen lustvollen Dialog- und Gesprächsreigen hinein, der diesen Anforderungen mehr als gerecht wird.

Da wird einerseits intrigiert, geheuchelt und geschwindelt, dass es eine wahre Freude ist, gleichzeitig werden immer Form und Etikette gewahrt, die gesellschaftlichen Konventionen der britischen Oberschicht bis ins Groteske hinein übererfüllt. Aus diesen Widersprüchen schlägt das Stück grandiose Funken, in dem es die Abgründe zwischen den verklemmten Moralverstellungen der viktorianischen Gesellschaft und dem tatsächlichen Verhalten von Adel und neureichem Bürgertum bloß legt.

Doch Wilde stellt nicht einfach nur Typen auf die Bühne, sondern zeichnet seine Figuren mit feiner Psychologie, die in Plagens Inszenierung gehörig ausgekostet wird: Da ist die intrigante, gleichermaßen rachsüchtige wie intelligente Mrs. Cheveley (Ulla Seebode), die mit ihrem Erpressungsversuch an dem vermeintlich vorbildlich perfekten Polit-Karrieristen Sir Robert Chiltern (Wolfgang Stenglin) das Intrigen-Karussell in Gang setzt.

Windiger Lebemann

So richtig in Schwung kommt es erst, als dessen prinzipientreue und moralfeste Frau Gertude Chiltern (Dagmar Schmauß) davon erfährt und im Versuch, ihrem Gatten zu helfen, den besten Freund des Hauses, den windigen Lebemann und Dandy Goring (Wernher von Schrader) um Hilfe bittet. Der hatte einst seinerseits ein Verhältnis mit der eloquenten Mrs. Cheveley und droht ihr – indem er sie des Diebstahls bezichtigt – mit einer Gegenintrige, welche die Verhältnisse endgültig zum Tanzen bringt.

Immer polternder, gleichwohl ruhender Pol bleibt in dem fragilen Beziehungsgeflecht der alte Lord Caversham (Heinrich A. Moelliott), ebenso wie die auf der Suche nach dem „idealen Gatten“ sich befindende Miss Mabel (Christina Pfaehler-Lörcher); daneben finden auch Charlene Wright, Martina Schlund und Amelie Auer in kleinen Rollen, sowie Burkard Weiß – in gleich mehreren Rollen als Butler – genügend Entfaltungsraum für ihre Bühnenpräsenz.

Andererseits fügen sich selbst diese Nebenrollen perfekt in das von Plagens minutiös arrangierte Räderwerk von feinsinnigen Rededuellen, geistreichen Bonmots und herrlich witzigen Seitenhieben auf Moral- und Klassendünkel.

Manfred Kunz

 

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