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  23.4.2011

Ein Miet-Mädchen fürs bessere Image

Stürmischer Applaus bei der Premiere der Komödie „Gekaufte Braut“ im Würzburger Theater Chambinzky

WÜRZBURG  Zwischendurch geht es kräftig ans Eingemachte. Bruder und Schwester pflegen ihr persönliches Trauma, der Vater gibt sich streng und abweisend, und eine junge Frau muss in bestimmten Situationen grundsätzlich weinen. Dass aus dem Stück „Gekaufte Braut“ trotzdem eine Komödie wird, liegt zum einen an den flotten Dialogen von Autor Norm Foster, die bei der Premiere ein munter aufspielendes Schauspielerquintett auf der Bühne des Würzburger Theaters Chambinzky in bester Laune präsentierte, zum anderen aber auch an der gelungenen Regie von Manfred Plagens.

Joe Todd, Besitzer einer Reinigung sowie eingefleischter Junggeselle, und seine Promi-Schwester Carrie O‘Neill zittern dem überraschend angekündigten Besuch des Vaters samt zweiter Gattin und Stiefmutter entgegen. Der hat Familie und Ehefrau Nummer eins 15 Jahre vorher verlassen. Seine mittlerweile erwachsenen Kinder hassen ihn dafür, fürchten ihn und leiden unter seiner vermeintlichen Ablehnung. Joe hofft, sein Image beim Vater aufbessern zu können, wenn er ihm die hübsche Renee vorstellt, ein Mädchen, das er für diesen Abend beim Begleitservice gemietet hat und als seine Braut vorstellt.

Missverständnisse und Streit

Renee nimmt ihre Rolle ernst, integriert sich sofort in die verkorkste Familie und wickelt einen nach dem anderen naiv, charmant oder bestimmt um den Finger. Dass dabei einiges drunter und drüber geht, ist programmiert, Missverständnisse und Streitereien sind vorhersehbar. Bei aller daraus entstehenden Situationskomik streut der kanadische Autor Tiefgang und ernsthafte Tragik zwischen die Turbulenzen. Das Schauspielerteam meistert diesen Spagat und zeigt eine in sich geschlossene Geschichte. Daniela Vassileva spielt die gemietete Renee ebenso humorvoll wie entzückend und entwickelt eine enorme Ausstrahlung.

Monique Martin blättert den Charakter der Carrie in allen Facetten auf und versteht es, Coolness und Verletzlichkeit gleichermaßen zu zeigen. Der polternde Vater Ivan, der es eigentlich gut meint mit seinen Kindern, liegt Wolfgang Stenglin. Auch Sebastian Schubert als einsamer Sohn Joe und Brigitte Miebach- Schrader als sorgenvoll-romantische Ehefrau mit klarem Blick aufs Wesentliche zeigen Leidenschaft und Spielfreude. Am Ende stürmischer Premierenapplaus.

 

Ursula Düring

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