Ein Miet-Mädchen fürs bessere Image
Stürmischer Applaus bei der Premiere der Komödie „Gekaufte
Braut“ im Würzburger Theater Chambinzky
WÜRZBURG Zwischendurch geht es kräftig ans Eingemachte.
Bruder und Schwester pflegen ihr persönliches Trauma, der Vater gibt
sich streng und abweisend, und eine junge Frau muss in bestimmten
Situationen grundsätzlich weinen. Dass aus dem Stück „Gekaufte
Braut“ trotzdem eine Komödie wird, liegt zum einen an den flotten
Dialogen von Autor Norm Foster, die bei der Premiere ein munter
aufspielendes Schauspielerquintett auf der Bühne des Würzburger
Theaters Chambinzky in bester Laune präsentierte, zum anderen aber
auch an der gelungenen Regie von Manfred Plagens.
Joe Todd, Besitzer einer Reinigung sowie eingefleischter
Junggeselle, und seine Promi-Schwester Carrie O‘Neill zittern dem
überraschend angekündigten Besuch des Vaters samt zweiter Gattin und
Stiefmutter entgegen. Der hat Familie und Ehefrau Nummer eins 15
Jahre vorher verlassen. Seine mittlerweile erwachsenen Kinder hassen
ihn dafür, fürchten ihn und leiden unter seiner vermeintlichen
Ablehnung. Joe hofft, sein Image beim Vater aufbessern zu können,
wenn er ihm die hübsche Renee vorstellt, ein Mädchen, das er für
diesen Abend beim Begleitservice gemietet hat und als seine Braut
vorstellt.
Missverständnisse und Streit
Renee nimmt ihre Rolle ernst, integriert sich sofort in die
verkorkste Familie und wickelt einen nach dem anderen naiv, charmant
oder bestimmt um den Finger. Dass dabei einiges drunter und drüber
geht, ist programmiert, Missverständnisse und Streitereien sind
vorhersehbar. Bei aller daraus entstehenden Situationskomik streut
der kanadische Autor Tiefgang und ernsthafte Tragik zwischen die
Turbulenzen. Das Schauspielerteam meistert diesen Spagat und zeigt
eine in sich geschlossene Geschichte. Daniela Vassileva spielt die
gemietete Renee ebenso humorvoll wie entzückend und entwickelt eine
enorme Ausstrahlung.
Monique Martin blättert den Charakter der Carrie in allen
Facetten auf und versteht es, Coolness und Verletzlichkeit
gleichermaßen zu zeigen. Der polternde Vater Ivan, der es eigentlich
gut meint mit seinen Kindern, liegt Wolfgang Stenglin. Auch
Sebastian Schubert als einsamer Sohn Joe und Brigitte Miebach-
Schrader als sorgenvoll-romantische Ehefrau mit klarem Blick aufs
Wesentliche zeigen Leidenschaft und Spielfreude. Am Ende stürmischer
Premierenapplaus.
Ursula Düring |