Brecht hat wirklich viel
geschrieben. Ich habe
bisher wirklich viel von
und über Brecht gelesen.
Aber dieses Stück, das
mir als Lieblingsstück
einer teuren Freundin
angepriesen wurde,
überzeugt jeden
Brecht-Muffel und
Theaterskeptiker von der
Qualität des Augsburgers
und den Brettern, die
die Welt bedeuten (und
keine Skateboards sind).
Matti: So könnens einen
Menschen nicht
behandeln.
Puntila: Was heißt: einen
Menschen? Bist du ein
Mensch?
Meister Puntila ist ein
ausgesprochen
wohlhabender
Gutsbesitzer im
Tavastland in Finnland.
Er hat eine unvermählte
Tochter, die er unter
die Haube bringen möchte
und genügend Ländereien,
Kühe und anderen
Wohlstand, um eine
ordentliche Mitgift zu
veräußern. In Aussicht
steht für die
potentielle Erbin steht
ein Attaché, ein
Regierungsgesandter, der
wohl sehr verschuldet
ist und auf einen Wald
Puntilas aus ist. Im
Gegenzug würde Puntila
und seine Familie in den
höchsten Kreisen (den
Regierungskreisen)
Einzug erhalten.
Doch
Brecht geht es nicht nur
darum, diese
Ehegeschichte aus dem
hohen Adel zu erzählen,
so wie es in Anna
Karenina auch sein
könnte. Als
Theaterrevoluzzer und
postmoderner Autor
"avant la lettre" ist
sein Stück so
vielschichtig, dass
neben den Querelen der
hohen Leute natürlich
auch die Nöte und
Begierden des kleinen
Mannes zur Schau
gestellt werden. Sei es
Hunger, das
Ausgeschlossensein von
Entscheidungen, die
Notwendigkeit der
Arbeit, das
Ausgeliefertsein
gegenüber den
Führungseliten, die
Angst vor dem
"ehrlichen" Sozialismus,
Hochzeitsbräuche und das
Problem an staatlichen
Alkohol zu kommen:
Brechts Stück geht von
einer überschaubaren
Lustspielfabel aus, die
mit allerhand
gesellschaftskritischen
Zierwerk zwischen dem
Kampf ums Überleben auf
der einen Seite und der
Alkoholsucht Puntilas
auf der anderen Seite
garniert wird. Dabei
wird natürlich
ordentlich verfremdet,
viel geschimpft,
sarkastisch verdichtet
und genial gesungen. Ein
Meisterwerk!
Und die
Inszenierung an der
Theater Werkstatt
Würzburg: Unbedingt
anschauen! Glänzende
Besetzung,
hervorragendes
Schauspiel, brecht'sche
Werktreue und eine
ansprechend-gelungene
Szenographie!