In eine finnische Sauna führt das
Volksstück von Bert Brecht „Herr Puntila und sein
Knecht Matti“ in der Würzburger Theaterwerkstatt.
Dort, wo sich die verschiedenen
Gesellschaftsschichten unter Dampf und Alkohol
scheinbar näher kommen, beginnt die äußerst
unterhaltsame Inszenierung von Cornelia Wagner.
Doch schon der Anfangs-Song macht
klar: Hier wird exemplarisch vorgeführt, dass Reich
und Arm nie zusammenkommen können. Denn Gutsbesitzer
Puntila behandelt nur im Suff seine Mitmenschen und
Untergebenen „menschlich“; aber wenn er nüchtern
ist, wird er zum Tier, „zurechnungsfähig“ zum
rücksichtslosen Ausbeuter. Sein Chauffeur Matti
dagegen wehrt die Anfälle von alkoholgetränkter
Freundlichkeit seines Herrn ab, bleibt zu ihm in
kritischer Distanz, immer korrekt und schlägt sogar
das unter Suff gemachte Angebot seines Herrn aus,
dessen Tochter Eva zu heiraten; die hat keine Lust,
den blasierten, überschuldeten Attaché zu ehelichen,
und schon längst ein Auge auf Matti geworfen, ziert
sich aber noch etwas. Doch der lässt sie in einem
grotesken Examen als Proletariergattin durchfallen.
So platzt die vorgesehene Verlobung, und auch
Puntila, kurzzeitig nüchtern, löst seine Verlobung
mit vier Bräuten aus dem Dorf, die sich allerdings
nichts Dauerhaftes, sondern nur ein wenig Spaß
ausgerechnet hatten. Nach diesem ganzen
Durcheinander gelobt Puntila Besserung: Er will den
Alkohol vernichten, indem er ihn austrinkt, und baut
sich aus den Flaschen einen Berg, von dem aus er
voller Stolz sein Land überblickt. Da reicht es
Matti; er geht, denn „den guten Herrn, den finden
sie geschwind, wenn sie erst ihre eignen Herren
sind“. Trotz aller belehrenden Dialektik ist dieses
Stück mit den schnellen Szenenfolgen und den
dazwischen geschobenen balladesken Liedern höchst
vergnüglich, auch dank der bunten, karikierenden
Kostüme.
Zwar hätten ein paar Kürzungen
gut getan, aber vor allem die herrlich
gegensätzlichen und auch komischen Akteure
begeistern. Wolfgang Stenglin war ein wunderbarer
Puntila, im Rausch geschwätzig, aufgeschlossen,
umtriebig und jovial, nüchtern jedoch hart, brutal
und laut; Stephan Ladnar als sein absoluter
Gegensatz Matti blieb immer beherrscht, abwartend
freundlich, ungerührt verbindlich und somit seinem
Herrn überlegen.
Hannah Kirzeder als Eva, eine
gespielt naive Blonde ganz in Rosa, die sich zum
Schrill-Grotesken steigert, und ihr dümmlich
eingebildeter Möchtegern-Attaché, Philipp Härtig,
reizten immer wieder zum Lachen. Er schlüpfte auch
noch in andere Rollen ebenso wie Andreas Münzel als
unbeholfener Surkkala und glänzte durch
Wandlungsfähigkeit ebenso wie die vier
Dorfschönheiten (Dagmar Schmauß, Claudia Tjong,
Carina Kuhn und Sina Neuberger), die auch andere
Personen aus dem niederen Stand verkörperten. Für
das ganze Team nach drei Stunden langer,
begeisterter Beifall.