WÜRZBURG Eitelkeiten und kleine
Geheimnisse – keiner ist frei davon. So schlimm sind
sie ja meist nicht. Es sei denn, sie drohen
aufzufliegen, Karriere oder Ehe zu zerstören. Dann
gibt's Stress: Die Menschen mit nicht ganz reinem
Gewissen flüchten zu Flunkereien und halben
Wahrheiten, (versuchen zu) verstecken, was (oder
wer) sie kompromittieren könnte, sorgen für ein
verhextes Verwechslungschaos. Wie in „Hexenschuss
oder Der Bandscheiben-Vorfall“.
In der
turbulenten Farce des britischen Boulevard-Autors
John Graham, die im Theater Chambinzky Premiere
feierte, mutieren ein bekannter Fernsehmoderator
urplötzlich zum Klempner, der Notarzt zum
Handwerker, ein junges Ehepaar zu Versteckspielern
in der eigenen Wohnung, die eigentlich als
Liebesnest dienen sollte, von der TV-Kollegin des
vom Hexenschuss heimgesuchten Lovers der Ehefrau
aber für die Praxis eines Therapeuten gehalten wird.
Dass in diesem „Irrenhaus“ zu allem Überfluss auch
noch ein blinder Klavierstimmer (herausragend:
Wolfgang Stenglin) am Werke ist, der stets einen
flotten Spruch auf Lager hat, trägt erheblich zu den
Missverständnissen und witzigen Doppeldeutigkeiten
bei.
Alles klar so weit?
Auslöser der
Turbulenzen, die der attraktiven, pragmatischen
Sally Hills (Angelina Gerhardt) mehr und mehr zu
schaffen machen, ist eine Reihe unglücklicher und
unvorhersehbarer Verkettungen.
Schwamm drüber,
dass Peter Raven (Michael Wagner) beim
Schäferstündchen patzt, das ihr zu einem
Fernsehauftritt verhelfen sollte. Der Vorhang ist
vorgezogen, als er sein Rückenzwicken in der
Badewanne lindern will.
Pech nur, dass er wegen
eines Hexenschusses bewegungsunfähig darin liegen
bleibt, obwohl er dringend zu einer wichtigen
Konferenz in die BBC muss. Gegenüber Helfern, die
ihn erkennen könnten, tarnt sich der
„Fernseh-Heilige“ mit einer Sonnenbrille. Doppeltes
Pech, dass Ehemann Leonard Hills (Sebastian
Schubert) wegen eines Streiks viel zu früh in die
vermeintlich leere, sich im Laufe des Stücks mit
weiteren Personen füllende Wohnung kommt. Doch auch
Leonard sitzt in der Klemme: Die mannstolle
Stewardess Annabelle (Lara Herberich) taucht auf zum
vereinbarten Liebesspiel mit seinem bestem Freund.
Doch von dessen erotischen Abenteuern darf wiederum
Sally nichts wissen.
Vergeblich versuchen sich
der herbeigerufene Dr. McKenzie (Jürgen Schuhmann
als berufener Notarzt mit der „Apothekenumschau“
entnommenen Methoden) und die auf der Suche nach
Peter ebenfalls eintrudelnde, überspannte und in
Kürzeln redende BBC-Abteilungsleiterin Jocelyn
Standing (Harriet Webler) einen Reim auf das Chaos
zu machen.
Das ist ob seiner Doppeldeutigkeiten,
Missverständnisse und der durchweg forschen Akteure
amüsant anzuschauen, auch wenn man sich von
Regisseur Manfred Plagens eine Straffung des
zweistündigen Stückes gewünscht hätte.