Zweckloser
Widerstand
Tragikomödie "Einer flog über das Kuckucksnest" in
einer Inszenierung
von Hermann Drexler ab 10.
Oktober im Würzburger Theater Chambinzky
In seinem Roman "Einer flog über das
Kuckucksnest" verarbeitete der amerikanische Autor
Ken Kesey seine Erlebnisse als Teilnehmer eines
psychiatrischen Experiments der CIA in einer
amerikanischen Nervenheilanstalt Anfang der 60er
Jahre.
Das Stück, das schon damals keine
Dokumentation des Psychiatriebetriebs, sondern eine
Parabel über den Widerstand gegen autoritäre Systeme
sein sollte, ist ab dem 10. Oktober in einer
Inszenierung von Hermann Drexler im Würzburger
Theater Chambinzky zu sehen. Im Mittelpunkt steht
der Kleinkriminelle Randall McMurphy, der wegen
Betrugs und Gewaltdelikten zu einer mehrmonatigen
Haftstrafe verurteilt wird, es aber vorzieht, in
eine psychiatrische Anstalt zu gehen. Er simuliert
eine seelische Erkrankung und schafft es dadurch
tatsächlich, dass er einge liefert wird. In der
Psychiatrie sieht er die verzweifelte Situation der
weitgehend hilflosen Patienten, die unter dem
menschenverachtenden Regiment der despotischen
Stationsschwester Miss Ratched leiden. McMurpy
versucht, mit rebellischen Aktionen das Gewaltsystem
zu durchbrechen. Im Duell mit der Oberschwester
setzt er eine Kette verhängnisvoller Ereignisse in
Gang.
In Drexlers Inszenierung der Tragikomödie,
die durch Milos Formans Verfilmung Weltruhm
erlangte, verkörpert Miro Nieselt die unbändige
Energie und ungebremste Wildheit des renitenten,
stets zum Widerstand bereiten Protagonisten McMurphy.
Matthias Hahn schlüpft in die Rolle des stummen
Indianers Chief Bromden, der zu McMurphys
Verbündeten wird. Drexler inszeniert die packende,
gleichzeitig humorvolle und berührende Tragikomödie
in der Theaterversion von Dale Wassermann klassisch
mit kleinen, schrägen Einlagen. Wiewohl es um die
Frage nach Sinn und Unsinn von aktivem Widerstand
steht, liegt der Fokus auf der Leistung der 14
Schauspieler.
Pat Christ