Gallenbittere Komödie „Letzter Wille“
von Fitzgerald Kusz im Theater Chambinzky
Habt Ihr schon geerbt, oder redet ihr noch
miteinander? Diese Frage mag für einen in Sachen
Nachlass noch Unbedarften durchaus merkwürdig
klingen. Wie schnell aus einem Erbschaftsfall aber
wahrhaft vermintes Gelände entstehen kann,
verdeutlicht Fitzgerald Kusz in seiner
gallenbitteren Komödie „Letzter Wille“. Das
Würzburger Theater Chambinzky präsentiert jetzt den
„Leichenschmaus in fünf Akten“ mit einer blendend
umgesetzten Inszenierung. Nun hat es sie
dahingerafft, die gute Tante Martha. Und kaum
beerdigt, steht sie schon auf dem Teppich, die
raffgierige Verwandtschaft. Von Trauer keine Spur
bei Tochter Olga (Maria Schwab), Sohn Kurt (Wolfgang
Stenglin) und Neffe Heinz (Thorsten Rock), eher
schon von blanker Gier.
Hämischer Spott
Schonungslos wird Marthas Mobiliar durchwühlt und
taxiert, stets auf der Suche nach Wertvollem und
Verwertbarem. Mitfühlende Worte von Olgas verzagter
Tochter Ursel (Christina v. Gollitschek) finden da
wenig Anklang und auch Marthas Hausmeister Rau
(Jürgen Schuhmann) erntet nur hämischen Spott für
sein besonnenes Verhalten. Es beginnt ein Hauen und
Stechen, bei dem auch Kurts beschwingt beschwipste
Frau Siggi (Anne Hansen) und Heinz Gattin Karin
(Annette Eberlein) üble Beschimpfungen ertragen
müssen. Als dann doch noch ein Testament auftaucht,
das den sensiblen Saxofonisten Claudio (Jürgen
Keidel) begünstigt, scheint anfangs guter Rat teuer,
doch die gierige Verwandtschaft hat da schon
jedweden Anstand verloren. Wie gut, dass Tante
Martha noch zu Lebzeiten den ein oder anderen
Fallstrick auszulegen wusste, frei nach dem
schadenfrohem Motto „Wer zuletzt lacht...“
Darstellerische Hingabe
Bitterböse zerlegt Fitzgerald Kusz das miefig
spießige Bild eines beschaulichen Kleinbürgerlebens.
Das Lachen kann einem da schon mal im Halse stecken
bleiben, wenn so langsam alle gesitteten Masken
fallen. Regisseur Hermann Drexler inszenierte
„Letzter Wille“ temporeich und urkomisch, mit viel
Gespür auch für die rar gesäten leisen Momente. Das
Ensemble wiederum besticht mit fränkischer,
humorvoller Urgewalt und darstellerischer Hingabe. (eva)