Wolfgangs Theaterseite

 

 

 

Presse

Schließen

  20.4.2019

Viel Applaus für Uraufführung der Komödie "Saloon“

Wer sich einmal harmlos und unbefangen  amüsieren, wer lachen will, bis die Tränen kommen, dem sei ein Besuch des „Saloon“ empfohlen. Dort gibt es nicht nur Teufelswasser und abgestandenes Bier, sondern auch Knochen, Gewehre und Tierfelle, ein Klavier in der Ecke und einige an die Wände gelehnte Särge. Die knarzende Schwingtür – als running gag – und die Stiege hinauf ins Separee der Animierdame sorgen für das richtige Wild-West-Feeling.

Spielfreudiges Trüppchen

Die Uraufführung von „Saloon“, einer Westernkomödie von Balthasar Alletsee im leider nicht ganz ausgebuchten Theater Chambinzky sorgt für einen Lacher nach dem anderen. Das liegt zum einen an dem spielfreudigen Trüppchen auf der mit viel Liebe zum Detail ausgestatteten Bühne (Niklas Mark/Patrick Franky).

Zum anderen trägt das von Regisseur Rainer Appel temporeich und mit viel Humor in Szene gesetzte Geschehen bei, das kein Klischee auslässt und überspitzt ausspielt. Im Saloon treffen sich der lausige Doc Martens, den trinken erst durstig macht (locker-lustig: Wolfgang Stenglin), Saloonbesitzer T. C. Hump, der Sporen trägt, blitzende Äugen bekommt beim Anblick von ein paar Goldstücken und seinen Ort Millroy „great again“ machen will (aufgeräumt und bauernschlau: Kurt Egreder), und Six Feet Owen, der tiefschürfende Totengräber, der mit Single- und Doppelsarg wirbt (von Kopf bis Fuß urkomisch: Harald Rauenbusch).

Sie alle fürchten einen Angriff des Kiowahäuptlings Little Big Bär (respekteinflössend und karnevalstauglich: Andreas Münzel), der seine aufmüpfige Tochter Keezheekoni (ernsthaft und voller Lebenshunger: Angelina Gerhardt) sucht.

Die junge Squaw ist hingerissen von Ruben (nett als Jüngling, der noch nicht trocken hinter den Ohren ist und sich zum Mann mausert: Felix Lober). Er ist der Sohn der Bürgermeisterin Straight Annie (temperamentvoll: Dagmar Schmauß), der ihr Bücher schenkt und mit ihr über Gott die Welt und Marx und Engels diskutiert. Letztendlich sind es Keezheekoni und die Animierdame Irma Vaduz (entzückend in ihrem roten Mieder und ihrer Lebensphilosophie: Charlotte Pensel), die für einen Stimmungswechsel sorgen und die weißen wie den roten Mann auf ihre Plätze verweisen mit dem Appell, einmal einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Denn „This land is your land, this land is my land“. Gut gelaunter und heftiger Applaus.

URSULA DÜRING

. 

Schließen