
Das seltsame Paar: Dietmar Modes (rechts) und Wolfgang Stenglin.
FOTO THOMAS OBERMEIER
Chaos in der Männer-WG
"Ein seltsames Paar" sorgt im Chambinzky für einen
unterhaltsamen Abend
WÜRZBURG Es gibt Stücke, die unzertrennlich mit bestimmten Personen
verbunden sind. "The odd Couple - Ein seltsames Paar" gehört
dazu. Die Figuren Oscar Madison und Felix Ungar werden fast unweigerlich
mit Walther Matthau und Jack Lemmon assoziiert. Dagegen anzuspielen, ist
nicht leicht - nicht einmal für Profis. Umso erfreulicher, dass das Würzburger
Privattheater Chambinzky keine Scheu hat, "Ein seltsames Paar"
zu spielen. Die Dialoge der Neil-Simon-Komödie sprühen vor Wortwitz, oft
kann man den Text nicht verstehen, weil das Lachen des Publikums die
Schauspieler übertönt. Natürlich sind Abstriche zu machen, wenn man die
Filme im Hinterkopf hat. Oscar (Sportreporter, geschieden, zwei Kinder)
nimmt seinen Freund Felix (Hypochonder, Ordnungsfanatiker), der gerade von
seiner Frau vor die Türe gesetzt wurde, bei sich auf.
Eine WG zweier so verschiedener Charaktere ist von vornherein zum
Scheitern verurteilt - und tatsächlich: Felix geht Oscar mit seinem
Sauberkeitswahn auf die Nerven. Die Situation eskaliert, als Felix ein
Doppel-Date mit den Schwestern Gwendolyn und Cecily vermasselt. Das Chaos
nimmt seinen Lauf.
Die Herren-Pokerrunde, die wöchentlich in Oscars Appartement tagt,
wirkt etwas blass. Der Text ist oft nicht verständlich, da zu leise oder
durcheinander artikuliert wird. Der Schlagabtausch ist nicht flüssig.
Christian Kasper (Murray), Horst Fuchs (Roy), Udo ]ain (Speed) und Michael
Primke (Vinnie) sind als Typen (Polizist, Steuerberater etc.) gut besetzt,
Charaktermerkmale werden witzig herausgearbeitet.
Dietmar Modes, der den Oscar spielt, zeigt gute Ansätze und ist als
schrulliger Sportreporter ideal, muss aber über weite Strecken mit dem
Text kämpfen, was aber zum Teil bestimmt dem Premieren-Fieber zuzurechnen
war.
Wolfgang Stenglin verkörpert Felix. Im grauen Anzug und oft mit weißer
Schürze angetan, gibt er den Ordnungsfanatiker und Hypochonder witzig
und, wo es passt, auch mal schön theatralisch. Die beiden Schwestern
Gwendolyn (Anne Hansen) und Cecily (Petra Fröhlen) überzeugen
schauspielerisch. Obwohl etwas überzogen, ist sogar die "Lache"
der beiden Damen immer wieder Lacher wert. Das Bühnenbild von Sandra Haut
und Johannes Schmitt gibt den Akteuren genügend "Spielraum" und
ist auch optisch - mit dem hellblauen Sofa vor oranger, grüner und roter
Wand - ein echter Hingucker. Achim Beck setzt in seiner Inszenierung auf
viel Bewegung, durch die ausreichend Schwung auf die Bühne kommt.
"Ein seltsames Paar" im Theater Chambinzky garantiert - berühmte
Vorbilder hin oder her - einen unterhaltsamen Theaterabend.
Sabrina Betz
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