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  04.07.2010

"Sextett" im Chambinzky: Amouröse Kombinationen auf dem Mittelmeer

Premiere von „Sextett" im Theater Chambinzky

 

Sommertheater geht auch drinnen: Die Bühne hat sich in eine Jacht verwandelt, die Klimaanlage sorgt für eine angenehme Brise im Zuschauerraum, und mit Michael Pertwees Komödie „Sextett“ bringt Regisseurin Gwendolyn von Ambesser sommerlich leichte Unterhaltung. Premiere war am Freitag, bis Mitte August wird viermal wöchentlich in See gestochen.

Schauplatz der Handlung ist die Jacht des erfolgreichen Werbefachmanns Roger Ashley (Matthias Hahn), mit der sich ein bunt zusammengewürfeltes Sechser-Grüppchen zur Mittelmeerkreuzfahrt aufmacht. Doch schon vor der Abfahrt gibt's Überraschungen: Freund Philip (Wolfgang Stenglin), ein Schriftsteller, bringt statt seiner hausbackenen Gattin Molly eine blutjunge, äußerst attraktive Zufallsbekanntschaft (Daniela Vassileva) an Bord.

Dann taucht auch noch Rogers Noch-Ehefrau Lisa (Katharina Kolani) unangemeldet auf, in der Hoffnung, die Reise könne ihre Beziehung wiederbeleben. Das dritte Paar an Bord, Valerie und Denys Lang, stellt sich als Kombination von einer generven, herrischen Frau mit angetrautem schusseligen Pechvogel heraus.

Bald tut sich die Frage auf, was eigentlich Roger von Valerie will, und was Lisa von Philipp. Damit ist die Bühne frei für allerlei amouröse Kombinationen an Bord, und natürlich wird das turbulent und etwas brenzlig.

Die erste Silbe des Titels Sextett setzt hier den Kurs. Heiß und sexy ist wohl die Idee. Leider wird es das dennoch nicht wirklich – eher lauwarm, stellenweise vielleicht etwas schwül und klebrig. Das Wortspielchen um sexy Verwicklungen mit sechs Beteiligten ist ungefähr so geistreich wie ein Großteil der Witze in den Dialogen – also eher mäßig. Dafür gibt es mehr als genug davon.

Für echten Witz sorgt derweil Volker Baumann, der seine Rolle als unterdrückter (und, wie sich später zeigen wird: unterschätzter) Denys mit Hingabe und komödiantischen Talent spielt. Als Denys' große Stunde schlägt, quittiert das Publikum dies mit einem verdienten Szenenapplaus.

Auch die anderen Darsteller sind mit großem Einsatz bei der Sache. Positiv hervorzuheben ist Silvia Legners schwülstig-temperamentvolle Valerie.

Viel Raum für Entwicklung der Charaktere bietet ihnen das Stück leider nicht. Zwar hat die Liebe schon so manchen infernalen Wirbelsturm verursacht, die Beziehungen in Pertwees „Sextett“ erscheinen jedoch so belanglos, dass sie dahinplätschern wie das Wasser in einer Mittelmeerbucht an einem windstillen Tag: Hübsch, aber recht unaufregend.

 

Ulrike Wolk

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