"Sextett" im Chambinzky: Amouröse Kombinationen auf dem
Mittelmeer
Premiere von „Sextett" im Theater Chambinzky
Sommertheater geht auch drinnen: Die Bühne hat sich in eine Jacht
verwandelt, die Klimaanlage sorgt für eine angenehme Brise im
Zuschauerraum, und mit Michael Pertwees Komödie „Sextett“ bringt
Regisseurin Gwendolyn von Ambesser sommerlich leichte Unterhaltung.
Premiere war am Freitag, bis Mitte August wird viermal wöchentlich
in See gestochen.
Schauplatz der Handlung ist die Jacht des erfolgreichen
Werbefachmanns Roger Ashley (Matthias Hahn), mit der sich ein bunt
zusammengewürfeltes Sechser-Grüppchen zur Mittelmeerkreuzfahrt
aufmacht. Doch schon vor der Abfahrt gibt's Überraschungen: Freund
Philip (Wolfgang Stenglin), ein Schriftsteller, bringt statt seiner
hausbackenen Gattin Molly eine blutjunge, äußerst attraktive
Zufallsbekanntschaft (Daniela Vassileva) an Bord.
Dann taucht auch noch Rogers Noch-Ehefrau Lisa (Katharina Kolani)
unangemeldet auf, in der Hoffnung, die Reise könne ihre Beziehung
wiederbeleben. Das dritte Paar an Bord, Valerie und Denys Lang,
stellt sich als Kombination von einer generven, herrischen Frau mit
angetrautem schusseligen Pechvogel heraus.
Bald tut sich die Frage auf, was eigentlich Roger von Valerie
will, und was Lisa von Philipp. Damit ist die Bühne frei für
allerlei amouröse Kombinationen an Bord, und natürlich wird das
turbulent und etwas brenzlig.
Die erste Silbe des Titels Sextett setzt hier den Kurs. Heiß und
sexy ist wohl die Idee. Leider wird es das dennoch nicht wirklich –
eher lauwarm, stellenweise vielleicht etwas schwül und klebrig. Das
Wortspielchen um sexy Verwicklungen mit sechs Beteiligten ist
ungefähr so geistreich wie ein Großteil der Witze in den Dialogen –
also eher mäßig. Dafür gibt es mehr als genug davon.
Für echten Witz sorgt derweil Volker Baumann, der seine Rolle als
unterdrückter (und, wie sich später zeigen wird: unterschätzter)
Denys mit Hingabe und komödiantischen Talent spielt. Als Denys'
große Stunde schlägt, quittiert das Publikum dies mit einem
verdienten Szenenapplaus.
Auch die anderen Darsteller sind mit großem Einsatz bei der
Sache. Positiv hervorzuheben ist Silvia Legners
schwülstig-temperamentvolle Valerie.
Viel Raum für Entwicklung der Charaktere bietet ihnen das Stück
leider nicht. Zwar hat die Liebe schon so manchen infernalen
Wirbelsturm verursacht, die Beziehungen in Pertwees „Sextett“
erscheinen jedoch so belanglos, dass sie dahinplätschern wie das
Wasser in einer Mittelmeerbucht an einem windstillen Tag: Hübsch,
aber recht unaufregend.
Ulrike Wolk |