Wenn das Chambinzky zum Tollhaus wird
Bei der Premiere von Ray Cooneys
turbulenter Komödie „Taxi Taxi“ in dem Privattheater blieb kein Auge
trocken
Er sieht wirklich nicht aus wie ein Sex-Monster. Eher wie ein
ganz gewöhnlicher Mann – ohne Besonderheiten. John Smith ist ein
mittelgroßer, seriöser Taxifahrer mit einem Alltagsgesicht. Sein
Leben läuft geregelt und ruhig ab. Doch eines Tages stürzt sich John
heldenhaft und hilfsbereit in eine Rauferei. Dummerweise gerät er an
eine alte Lady, die ihn für einen der Rabauken hält und seinen Kopf
erbarmungslos mit ihrer Handtasche traktiert. Der Ärmste landet im
Krankenhaus, und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Ray Cooneys turbulente Komödie „Taxi Taxi“ spielt sich unter der
Regie von Manfred Plagens auf der Bühne des Theater Chambinzky in
Würzburg ab. Und zwar so, dass die Wände wackeln, die Bühne zum
Tollhaus wird und bei der Premiere viele Dialoge in den ständigen
Lachsalven des Publikums untergehen.
Denn John Smith (Bernd Stollberger als sympathischer Alltagsmann,
der nichts Unrechtes tun, aber wenn nötig eine Zeitung aufessen
kann) erscheint ganz schnell in einem anderen Licht. Er entpuppt
sich als Bigamist, ist mit zwei Frauen gleichzeitig verheiratet und
teilt mit jeder von ihnen ein Appartement. Das funktioniert dank
eines ausgeklügelten Terminplans pannenfrei – bis zu jenem Unfall
eben. Ab da steigert sich die Handlung von Minute zu Minute in
absurdere Verknotungen, die zu lösen schier unmöglich scheint.
John versucht sich unter der zunächst freiwilligen, dann immer
verkorksteren Mithilfe von Freund Stanley (Christoph Willmes ist
umwerfend komisch in seinen ausgeprägten Körper- und
Gesichtsverrenkungen) in ein Lügenkonstrukt zu retten, das nicht
funktionieren kann. Dabei geraten er und Stanley von einer Turbulenz
in die nächste.
Autor und Regisseur spielen natürlich mit bewährten Rezepten.
Schlag auf Schlag knallen Türen auf und zu, drehen sich Schlüssel in
Schlössern, klingelt es an Haustür und vom Telefon – und immer steht
der Falsche vor der Tür oder nimmt die Falsche den Hörer ab. Die
fulminanten Dialoge und die punktgenaue Abfolge der Situationen, die
Autor Cooney sich ausgedacht hat und ein höchst engagiertes Team
geradezu enthusiastisch umsetzt, schießen so ins Kraut, das kein
Auge trocken bleibt.
Zur Komik tragen die Ermittlungen zweier charakterlich sehr
unterschiedlicher Polizisten und der sich wie ein Running Gag
wiederholende Auftritt eines schwulen Nachbarn bei, der plötzlich
Frauenheld John und Freund Stanley in eine ganz andere Ecke zu
stellen scheint.
In dem geschickt gestalteten Bühnenbild agieren Ehefrau Nummer
eins (Mary, klein, attraktiv, blond und wunderbar witzig in ihren
diversen Nervenzusammenbrüchen: Jasmin Pfeifer) und Ehefrau Nummer
zwei (Barbara, groß, sexy und ein bisschen unnahbar: Michelle Neise)
in ihren Appartements. Die sind, dank eines geschickten Bühnenbilds,
gleichzeitig sichtbar.
Nächste Vorstellungen: bis 8. April immer Mittwoch, Donnerstag,
Freitag, Samstag um 20 Uhr, Sonntag um 19 Uhr. Reservierungen: Tel.
(09 31) 5 1 2 12
Ursula Düring |