Aberwitziger Schlagabtausch mit dem britischen
Premierminister
Viel Applaus für die
Schauspieler bei der deutschen Erstaufführung der Komödie „Yes,
Prime Minister" im Theater Chambinzky
Interesse an Politik? Spaß am britischen
Humor? Vergnügen an der Verbindung von Unterhaltung und Anspruch?
Allen, die diese Fragen mit Ja beantworten, sei "Yes, Prime
Minister" empfohlen. Als erste deutsche Bühne zeigt das Würzburger
Theater Chambinzky die auf einer TV-Erfolgsserie der 1980er Jahre
basierende Komödie von Jonathan Lynn und Antony [ay (Deutsch von
Sylvester Schmidt-Parker). Regie führt Manfred Plagens. Das
Premierenpublikum im ausverkauften Theatersaal - darunter als
Vertreter des Autorenduos ein Mitarbeiter des Kölner Verlags, der
die Aufführungsrechte vergibt - amüsierte sich hörbar über die
Lektion in Sachen realpolitischer Bildung.
Der Blick hinter die Kulissen der Macht,
respektive in das stimmig ausgestattete Arbeitszimmer im Landsitz
(Bühnenbild: Volker Harzdorf) des britischen Premierministers [im
Hacker zeigt deutlich: Politik ist per se ein wirklich schmutziges
Geschäft, bestimmt vom Kampf zwischen Politiker(n) und Verwaltung.
Wolfgang Stenglin spielt Hacker, der - wäre er
nicht so geltungsbedürftig-machtversessen, so flexibel bis zur
Konturlosigkeit - schier zu bedauern wäre ob der Flut seiner
Probleme: sinkende Umfragewerte, die britische Währung im Keller,
das Kabinett gespalten, und zudem droht die geplante Konferenz des
Europäischen Parlaments zu platzen, bei der es um Maßnahmen zur
Wahrung der finanziellen Stabilität Europas gehen soll. Und das
unter Englands Ratsvorsitz ...
Doch gottlob bahnt sich scheinbar eine Rettung an,
in Form eines Kredits durch den Außenminister des schwerreichen
Ölstaates Kumranistan. Hacker ist begeistert und stützt sich - wie
es in einem Amt üblich ist, in dem man sich nicht von
Professionalität terrorisieren lassen sollte - ganz auf seine
Berater. Es sind dies: Sir Humphrey Appelby, sein distinguierter und
mit eigenen Ambitionen ausgestatteter Kabinettssekretär (eine Rolle
wie gemacht für Gerd Eickelpasch); der strebsame, aber von ethischen
Skrupeln geplagte Privatsekretär Bernhard Woolley (Nis Heller
verleiht ihm sympathische Glaubwürdigkeit) und die Sonderberaterin
Claire Sutton (Miriam Schriewer überzeugt als kühle Analytikerin,
die alle Lösungsansätze für heikle Aufgaben durchspielt). Ein sehr
delikates Problem hat der Premierminister dann tatsächlich, als der
kumranistanische Außenminister den rettenden Kredit mit der
Forderung nach einem Mädchen verknüpft. Und dann tritt auch noch die
Presse auf den Plan. Dass die nicht so ganz unabhängig von der
Politik ist und sich teils erpressen beziehungsweise von Hacker
einwickeln lässt, ist eine weitere Anspielung auf aktuelle
Ereignisse.
Hacker und sein Beratertrio liefern sich einen
aberwitzigen Schlagabtausch aus Lösungsansätzen und Ratschlägen, der
geprägt ist von Situationskomik, unverblümter Direktheit, Absurdität
und Ungeheuerlichkeiten, die als Alltägliches präsentiert werden.
Viel Applaus für die Akteure.
Nächste Vorstellungen: 30., 31. März, ab April bis
4. Mai jeweils von Mittwoch bis Samstag um 20 Uhr, sonntags um 19
Uhr. Karten Tel. (0931)512 12.
Sabine Dähn-Siegl |