Bertolt Brecht zum Gedenken (1898-1956)
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui wurde am 10.
November 1958 in Stuttgart uraufgeführt. Dieses Theaterstück, 1941 in
der Emigration Brechts (1898 – 1956) entstanden, zeigt in der Figur des
Arturo Ui den Aufstieg Hitlers zur Macht bis zum Jahre 1938: die Machtkämpfe
in der Weimarer Republik, der Vormarsch der Nationalsozialisten, die
Berufung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den Präsidenten
Hindenburg, den Reichstagsbrand, der von den Nationalsozialisten zum
Anlass genommen wurde, mit den politischen Gegnern abzurechnen.
Die NS-Großfunktionäre erscheinen als Chicagoer Gangster
und reden in den glatten Jamben des deutschen klassischen Dramas.
Durch die doppelte Verfremdung werden die Ereignisse
dieser Jahre erkennbar, nicht als schicksalhaftes Verhängnis, sondern als
die Konsequenz der herrschenden Verhältnisse. Indem er Hitler und seine
Kumpane der Lächerlichkeit preisgibt, nimmt Brecht ihnen jenen Zug des Dämonischen,
den sie für viele auch noch heute zu besitzen scheinen.
Die Parabel stellt klar, dass der Faschismus kein
Einzelfall war. Faschismus ist die noch immer mögliche Fortsetzung der
Geschäfte mit anderen Mitteln. Der Ui ist eine Parabelstück, geschrieben
mit der Absicht, den üblichen gefahrvollen Respekt vor den großen Tötern
zu zerstören. Der Kreis ist absichtlich eng gezogen: er beschränkt sich
auf die Ebene von Staat, Industriellen, Junkern und Kleinbürgern
"... Die großen politischen Verbrecher müssen
durchaus preisgegeben werden, und vorzüglich der Lächerlichkeit. Denn
sie sind vor allem keine großen politischen Verbrecher, sondern die Verüber
großer politischer Verbrechen, was etwas ganz anderes ist."
(B. Brecht)
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