Jedermann in Blues
Theater Chambinzky zeigt im Großen
Rathausinnenhof den "Fränkischen Jedermann"
Hugo von Hofmannsthals Schilderung der "Jedermann"-
Figur ist alles andere als ein schillerndes Psychogramm. Die Geschichte
des Prassers, der Verzweiflung und Todesangst kennen lernt, ist naiv,
dennoch oder vielleicht deswegen übt sie seit fast 100 Jahren eine große
Faszination aus.
Nach Andreas Büttners 2002 präsentierter
Inszenierung des Mysterienspiels im Großen Rathausinnenhof bringt Hermann
Drexler vom 12. Juli bis 14. August den "Fränkischen Jedermann"
von Fitzgerald Kusz in einer Chambinzky-Produktion auf die Innenhofbühne.
Jedermann (Markus Grimm) wird mitten aus dem Leben gerissen, er muss sich
von all den Reichtümern, die er ansammelte, trennen, kein einziger der
Freunde ist bereit, ihn auf seinem letzten Gang zu begleiten. Nicht einmal
sein "Herzarla" denkt daran, mit ihm zu gehen. Einzig sein
"Gwissen" und sein "Glaum" stützen ihn, mit Hilfe der
beiden allegorischen Figuren kann sich Jedermann vor dem Teufel (Herbert
Ludwig) retten. Nach Ansicht vieler Kritiker übertrifft Kusz‚ Dialektstück
das 1912 uraufgeführte, bis in unsere Tage hinein populäre Schauspiel
von Hofmannsthal wegen seiner "größeren sprachlichen
Stimmigkeit".
Der Rezensent der Süddeutschen Zeitung bezeichnete
Kusz’ Adaption nach der Uraufführung 2001 treffend als
"Volkstheater im fränkischen Blueston". Als solches will auch
Drexler das Stück inszenieren.
Pat Christ
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