Wenn der Teufel um eine Seele kämpft
Geglückte Premiere des "Fränkischen Jedermann"
Würzburg Als dritte Freilichttheater-Produktion dieses Sommers
präsentierte das Theater Chambinzky im Großen Rathaushof der Stadt
Würzburg den "Fränkischen Jedermann" von Fitzgerald Kusz. Zum
dritten Mal hat Hermann Drexler Regie geführt, und zum dritten Mal ist
ein gutes Ergebnis zu vermelden.
Effektvoll ist das Bühnenbild (Sabine Hardt & Team), detailfreudig
sind Kostüme und Maske (Claudia Rath), die den Figuren ihre
Unverwechselbarkeit geben. Dazu kommen Sound-Elemente und Live-Musik
(Gerhard Schäfer, Talia von Bezold), die mystisch-mittelalterliche
Atmosphäre entstehen lassen. Regisseur Drexler arbeitet die Tragik des
Genussmenschen "Jedermoo" mit viel Fingerspitzengefühl heraus.
Denn das Spiel vom Sterben des reichen Mannes verhandelt im Angesicht des
überraschend nahenden Todes existentielle Fragen. Die Inszenierung löst
das einerseits mit nachdenklich stimmenden Einzelszenen, andererseits mit
lebensprallen und deftigen Massenszenen, wie etwa das turbulente
Festgelage oder das grandiose Schluss-Tableau.
Getragen wird das Geschehen durch Markus Grimm als Jedermann, dessen
dominante Bühnenpräsenz gelegentlich fast etwas übermotiviert wirkt.
Effektvoll Herbert Ludwig als um dessen Seele kämpfender Teufel und Oskar
Vogel als allein schon durch Maske und dunkle Stimme Angst verbreitender
Tod. Gut schlagen sich auch alle Darsteller kleinerer Rollen wie Talia von
Bezold (u. a. als Gewissen), Chambinzky-Intendant Rainer Binz (als
"Mammon"), sowie Wolfgang Stenglin und Johannes Wohlfahrt (als
Vettern "Dick" und "Dünn"). Kritisieren ließe sich
allenfalls der schlampige Umgang mit der fränkischen Sprachvielfalt, den
Erfolg beim Publikum schmälert das offenbar aber nicht.
Bis 14. August täglich, außer montags. Karten (0171) 54 53 52 1.
Manfred Kunz
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