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  11.08.2001
 

Ensemble auf Irrsinnstour

"Pension Schöller" im Würzburger Efeuhof

 

Würzburg Vor der Party in der "Pension Schöller" zehn Minuten Umbaupause. Das gibt Hoffnung, dass die schwankhafte Uraltklamotte danach richtig in die Gang kommt. Zunächst aber rettet sich das Pausenakkordeon im Efeuhof des Würzburger Rathauses fast so müde über die Zeit wie das Kneipenvorspiel.

Aus diesem hölzernen Auftakt ist kaum mehr rauszuholen, auch wenn das Stück von Uwe Dietrich, der mit Norbert Bertheau die Regiearbeit gemeistert hat, "komplett neu bearbeitet" wurde. Gelegentliches Schmunzeln ist nicht auszuschließen, vereinzelte Lacher wurden wahrgenommen.

Auf denn zur Sause in die psychiatrische Anstalt (für diese Idee würde man heute einen Autor "kreuzigen"!): Jetzt geht's richtig los! Die Damen trumpfen auf. Dagmar Schmauss zieht als emotional überfrachtete, gefühlsduselnde Schriftstellerin Krüger die Lacher auf sich. Im Tanzrausch, kokett und voll latenter Gier, steht ihr Franziska Wirth als Gesine Pfeiffer in der komödiantischen Wirkung nicht nach. Behände, wuselig und dem Manne gehorsam bringt Ursula Hoede die Schwester Ulrike der Zentralfigur Herrmann Klapproth auf die Bühne.

In diese Rolle tastet sich Wolfgang Stenglin, schön breit "frängisch" plaudernd, hinein und fasst im zweiten Akt Fuß. Umwirbelt vom Unsinn des Geschehens bringt er bewegtes Leben in die Figur, die zunehmend an Profil gewinnt.

Recht farbig die jungen Männer! Der des "L" verlustig gegangene Bühneneleve Eugen Rümpel wird von Nikolai Will mit überwältigender Emphase erfüllt. Großartig seine Irrsinnstour durch den Zitatensalat klassischen Theaters! Michael Völkl, ein ebenso nervöser Neffe Freddy Klapproth wie tollpatschiger Liebhaber einer pfiffigen Karin Wilz als Frederike, und der souverän lässige Marco Peter als dessen Freund Thomas Kißling ergänzen sich prächtig.

Norbert Bertheau, ein herrlich bissiger Kapitän a. D., könnte man sich auch in der Rolle des Weltenbummlers Fritz Bernhardy vorstellen. Mit seiner Schauspielerfahrung hätte er dem wichtigen Part den nötigen Schmiss geben können. Das schaffte Hermann Geist nur unzureichend.

Hin und her hüpft mit seifiger Verbindlichkeit Michael Franz als Namensgeber dieses "Dauerbrenners", dessen Feuer zu entfachen sich das Theaterensemble Würzburg bei der Premiere redlich bemühte. Es hat zumindest geflackert.

Reinhard Glaab

 

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