Ensemble
auf Irrsinnstour"Pension
Schöller" im Würzburger Efeuhof
Würzburg
Vor der Party in der "Pension Schöller" zehn Minuten
Umbaupause. Das gibt Hoffnung, dass die schwankhafte Uraltklamotte danach
richtig in die Gang kommt. Zunächst aber rettet sich das Pausenakkordeon
im Efeuhof des Würzburger Rathauses fast so müde über die Zeit wie das
Kneipenvorspiel.
Aus
diesem hölzernen Auftakt ist kaum mehr rauszuholen, auch wenn das Stück
von Uwe Dietrich, der mit Norbert Bertheau die Regiearbeit gemeistert hat,
"komplett neu bearbeitet" wurde. Gelegentliches Schmunzeln ist
nicht auszuschließen, vereinzelte Lacher wurden wahrgenommen.
Auf
denn zur Sause in die psychiatrische Anstalt (für diese Idee würde man
heute einen Autor "kreuzigen"!): Jetzt geht's richtig los! Die
Damen trumpfen auf. Dagmar Schmauss zieht als emotional überfrachtete,
gefühlsduselnde Schriftstellerin Krüger die Lacher auf sich. Im
Tanzrausch, kokett und voll latenter Gier, steht ihr Franziska Wirth als
Gesine Pfeiffer in der komödiantischen Wirkung nicht nach. Behände,
wuselig und dem Manne gehorsam bringt Ursula Hoede die Schwester Ulrike
der Zentralfigur Herrmann Klapproth auf die Bühne.
In
diese Rolle tastet sich Wolfgang Stenglin, schön breit "frängisch"
plaudernd, hinein und fasst im zweiten Akt Fuß. Umwirbelt vom Unsinn des
Geschehens bringt er bewegtes Leben in die Figur, die zunehmend an Profil
gewinnt.
Recht
farbig die jungen Männer! Der des "L" verlustig gegangene Bühneneleve
Eugen Rümpel wird von Nikolai Will mit überwältigender Emphase erfüllt.
Großartig seine Irrsinnstour durch den Zitatensalat klassischen Theaters!
Michael Völkl, ein ebenso nervöser Neffe Freddy Klapproth wie
tollpatschiger Liebhaber einer pfiffigen Karin Wilz als Frederike, und der
souverän lässige Marco Peter als dessen Freund Thomas Kißling ergänzen
sich prächtig.
Norbert
Bertheau, ein herrlich bissiger Kapitän a. D., könnte man sich auch
in der Rolle des Weltenbummlers Fritz Bernhardy vorstellen. Mit seiner
Schauspielerfahrung hätte er dem wichtigen Part den nötigen Schmiss
geben können. Das schaffte Hermann Geist nur unzureichend.
Hin
und her hüpft mit seifiger Verbindlichkeit Michael Franz als Namensgeber
dieses "Dauerbrenners", dessen Feuer zu entfachen sich das
Theaterensemble Würzburg bei der Premiere redlich bemühte. Es hat
zumindest geflackert.
Reinhard Glaab
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