Der
Dramatiker und Regisseur David Hare, geb. 1947 in Sussex/England ist ein
wichtiger Vertreter der Fringe-Theatre Bewegung. 1968 Mitbegründer des
Portable Theatre, 1970 Dramaturg am Royal Court Theatre, 1975-80 Direktor
der Joint Stock Company. Er schreibt handfeste, spannende, widersprüchliche
und sehr erfolgreiche Stücke über aktuelle Themen wie Kritik am
politischen Establishment und am Kapitalismus.
Gleich
seiner Vorlage, Hare hat nach Schnitzlers Reigen konzipiert, bewegt sich
auch "Blue Room" im Spannungsfeld zwischen erotischer Anziehung
und Abstoßung, Bindung und Preisgabe, Verführung und Verletzlichkeit,
Sehnsucht und Enttäuschung, Verlangen und Überdruss. Liebespaare finden
sich immer wieder neu und sind entsprechend austauschbar .Die
Prostituierte ( das Mädchen) bildet den Anfang und das Ende, das älteste
Gewerbe der Welt wird als unterste Stufe und eindeutigste Haltung zum
Thema Liebe angenommen. Dazwischen ergeben sich die
unterschiedlichsten Spielarten von Paarkonstellationen: Altere,
verheiratete Frau und jüngerer Mann, Angestellte und Vorgesetzter,
Zufallsbekanntschaft und last not least der eheliche Beischlaf.
Durch
David Hares moderne Adaptation lernt man. den Menschen an der Schwelle zum
21. Jahrhundert kennen, der maßgeblich durch die Egomanie unserer
Gesellschaft definiert wird. Der Mensch ist nurmehr Einzelkämpfer, sucht
ausschließlich sein persönliches Glück. Der Partner dient daher
lediglich der eigenen Befriedigung, der Selbstbespiegelung. Zweisamkeit
wird kurzfristig gesucht, danach kehrt jede/r in die freiwillig gewählte
Vereinzelung zurück.
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